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Das Operationsverfaliren der doppelseitigen Hasen
scharte ist natürlich um so komplizierter, je stärker die
Mißbildung ausgeprägt ist. Vor allem ist hier der oft 2 cm
prominierende Zwischenkiefer, der in seine ihm zukommende
Lage zurückgedrängt und erhalten werden muß. Bei kom-
pleten Hasenscharten ist auch der häutig hervorstehende
Alveolorfortsatz zu berücksichtigen. Er wird ebenso wie
der Zwischenkiefer durch stumpfe Gewalt zurückgedrängt.
Auch hier sind noch heute verschiedene Operationsverfahren
am Platze.
Die Lehre Dupuytren’s, den hervorragenden Zwischen
kiefer einfach wegzuschneiden, dürfte wohl heute allgemein
als überwundener Standpunkt gelten.
Bardeleben führt einen Schnitt am unteren Rande
des Vomer, drängt mit einem Elevatorium sämtliche Weich
teile samt der Art. palatina nach hinten und macht dann
einen dreieckigen Ausschnitt aus dem Knochen, der zur Auf
nahme des Zwischenkiefers geeignet ist.
König befolgt dasselbe Verfahren; er schließt sofort
an die Vomerexcision die Operation der Hasenscharte an;
durch die neugebildete Oberlippe wird dann der Zwischen
kiefer in seiner neuen Lage erhalten.
Die Methode der Kieler chirurgischen Klinik besteht
in dem unblutigen, manuellen Zurückdrücken des Zwischen
kiefers.
Ist der Vorsprung, den das Intermaxillare bildet, sehr
groß, so wird solange mit der Hasenschartenoperation gewartet,
bis der Zwischenkiefer durch den häufiger ausgeübten Druck
beweglich geworden ist und seine neue Stellung einigermaßen
angenommen hat.
Ist das Hervorragen nur unbedeutend, so wird gleich
der operative Schluß der Lippenspalte angeschlossen.
Das Verfahren bei der doppelseitigen Hasenscharte
unterscheidet sich von dem bei der einseitigen Hasenscharte
angewandten noch dadurch, daß auch das Eiltrum angefrischt