Full text: Die Hasenscharten an der Klinik von April 1899 bis Juli 1907

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Das Operationsverfaliren der doppelseitigen Hasen 
scharte ist natürlich um so komplizierter, je stärker die 
Mißbildung ausgeprägt ist. Vor allem ist hier der oft 2 cm 
prominierende Zwischenkiefer, der in seine ihm zukommende 
Lage zurückgedrängt und erhalten werden muß. Bei kom- 
pleten Hasenscharten ist auch der häutig hervorstehende 
Alveolorfortsatz zu berücksichtigen. Er wird ebenso wie 
der Zwischenkiefer durch stumpfe Gewalt zurückgedrängt. 
Auch hier sind noch heute verschiedene Operationsverfahren 
am Platze. 
Die Lehre Dupuytren’s, den hervorragenden Zwischen 
kiefer einfach wegzuschneiden, dürfte wohl heute allgemein 
als überwundener Standpunkt gelten. 
Bardeleben führt einen Schnitt am unteren Rande 
des Vomer, drängt mit einem Elevatorium sämtliche Weich 
teile samt der Art. palatina nach hinten und macht dann 
einen dreieckigen Ausschnitt aus dem Knochen, der zur Auf 
nahme des Zwischenkiefers geeignet ist. 
König befolgt dasselbe Verfahren; er schließt sofort 
an die Vomerexcision die Operation der Hasenscharte an; 
durch die neugebildete Oberlippe wird dann der Zwischen 
kiefer in seiner neuen Lage erhalten. 
Die Methode der Kieler chirurgischen Klinik besteht 
in dem unblutigen, manuellen Zurückdrücken des Zwischen 
kiefers. 
Ist der Vorsprung, den das Intermaxillare bildet, sehr 
groß, so wird solange mit der Hasenschartenoperation gewartet, 
bis der Zwischenkiefer durch den häufiger ausgeübten Druck 
beweglich geworden ist und seine neue Stellung einigermaßen 
angenommen hat. 
Ist das Hervorragen nur unbedeutend, so wird gleich 
der operative Schluß der Lippenspalte angeschlossen. 
Das Verfahren bei der doppelseitigen Hasenscharte 
unterscheidet sich von dem bei der einseitigen Hasenscharte 
angewandten noch dadurch, daß auch das Eiltrum angefrischt
	        
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