Full text: Die Hasenscharten an der Klinik von April 1899 bis Juli 1907

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Die Beobachtung des Kindes während des Schlafes ließ denn 
auch noch ab und zu die charakteristische Handhaltung er 
kennen; beide Händchen zu Fäusten geballt, eine über der 
andern am Kinn liegend, den Daumen der Unterlippe zu 
gekehrt. Nach Fick’s Ansicht genügt es ja nachzuweisen, 
daß zu der kritischen Zeit, in der normalerweise die Fort 
sätze sich vereinigen, ein mechanisches Hindernis für die 
Verwachsung, wenn auch nur für kurze Zeit, Vorgelegen hat. 
Wirken außerdem noch Amnionstränge mit, so ist ein 
derartiges Zustandekommen wohl zu erklären. 
In manchen Fällen läßt sich das Vorkommen mehrerer 
mit Hasenscharte behafteter Personen in derselben Familie 
nachweisen; im Volke ist der Glaube an die Erblichkeit der 
Mißbildung weit verbreitet, und es fehlt auch nicht an 
manchen Beweisen für die Kichtigkeit dieser Ansicht. 
Die Hasenscharte wird sowohl vom Vater wie von der 
Mutter auf das Kind vererbt; eine ganze Anzahl von Be 
obachtungen hat ergeben, daß eine Mutter, ohne daß sie selbst 
mit Hasenscharte behaftet zu sein braucht, Hasenscharten 
kinder geboren hat, und daß auch die Tochter dieser Mutter 
wieder Kinder zur Welt brachte, die an der Mißbildung litten. 
Daß auch vom Vater aus die Spaltbildung übertragen 
wird, zeigen zwei unsrer Fälle; es sind also nicht bloß ab 
norme Verhältnisse im Uterus für das Zustandekommen der 
Mißbildung als ursächlich anzunehmen. Im ganzen finden 
wir in fünf unsrer Fälle, also in 9%, die Angabe, daß in 
der Familie mehrere Mitglieder an Hasenscharte leiden; 
Müller findet sogar in 12% Erblichkeit vor. 
Betrachten wir nun das Lebensalter unsrer Fälle so 
kommen wir zu folgendem Resultat. 
8 Patienten befanden sich im Alter von 1 Jahr bis zu 
26 Jahren; der Eingriff, der an ihnen zwecks Erzielung 
eines besseren kosmetischen Resultats nach einer wenig er 
folgreichen Operation in den ersten Lebensmonaten vorge 
nommen wurde, ist allerdings mehr als plastische Operation
	        
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