Der berühmte schweizerische Physiognomiker Lavater
sagt: Eine schöne Nase ist ein Königreich wert. Daß in
diesem Ausspruch viel Wahrheit enthalten ist, fühlt man
beim Anblick einer deformierten Nase, die das Gesicht
mehr entstellt als irgend eine andere Mißbildung.
Seit Menschengedenken suchten daher auch die Chirurgen
nach Mitteln, durch plastische Operationen diesen Entstellungen
abzuhelfen. Die Ansichten über den Wert der plastischen
Chirurgie sind zu verschiedenen Zeiten und bei den ver
schiedenen Ärzten sehr entgegengesetzte gewesen. Wenn in
Erwägung gezogen wird, in wie engen Grenzen in Bezug
auf Form und Funktion des Ersatzes die chirurgische
Plastik sich bis zum Schluß des achtzehnten Jahrhunderts
bewegte, aus welchen Grenzen sie sich bis in unsere Zeit,
wenn auch mit Mühe, so doch mit lohnendem Erfolge,
langsam herausarbeitete und zu immer höherer Vollkommen
heit sich entwickelte, so ist es leicht zu verstehen, daß seit
dem mehr oder weniger vollkommenen Gelingen der be
rechtigten Anforderungen an die operative plastische Kunst
letztere in ihrem Werte höher oder geringer angeschlagen
werden mußte.
Freilich werden die Produkte der plastischen Chirurgie
niemals den denkbar höchsten Grad der Vollkommenheit
der Originale erreichen. Aber trotz aller Mängel muß die
operative plastische Kunst als eine segensreiche Kunst gelten,
wenn sie auch nur eine gewisse, die Natürlichkeit nicht er
reichende Verbesserung des Aussehens und Verrichtung der
Funktionen ermöglicht.