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Betrachten wir nur die übrigen bei unserem Patienten
aufgetretenen Krankheitserscheinungen, ob sie wohl als der
Tabes zugehörig angesprochen werden dürfen.
Wir fanden also vor am linken Auge eine Lähmung
des n. abducens, am rechten Auge beim Blick nach außen
Nystagmus und Doppelbilder. Die Augenlider hängen in
der Ruhe, besonders links, werden aber beim Blick nach
oben gehoben. Der Bindehautreflex fehlt, eine Veränderung
der Papille ist nicht vorhanden. (Die im Eppendorffer
Krankenhaus auf atrophia nervi optici iucipiens gestellte
Diagnose ist wohl so zu erklären, daß damals eine geringe
Neuritis bestanden hat; jetzt jedenfalls ist die Papille nicht
krankhaft verändert).
Die rechtsseitige Stirnmuskulatur wird beim Sprechen
mehr bewegt als die linke. Die Stimme ist heiser.
Die Zunge kommt im Bogen etwas nach rechts heraus,
läßt sich aber gut nach links bewegen und zittert.
Das Zäpfchen steht nach rechts.
Der linke Gaumenbogen steht tiefer als der rechte und
bleibt beim Anlauten zurück.
Ferner ist Vokalis-Parese beiderseits und Posticus-
lähmung links vorhanden.
Die mechanische Muskelerregbarkeit ist erheblich ge
steigert. In der Muskulatur des Oberschenkels tritt auch
während der Ruhe leichtes Wogen auf.
B. tritt etwas mit dem Hacken auf.
Schwanken bei Fuß und Augenschluß.
ln der Lumbalflüssigkeit findet sich Lymphocytose und
Trübung bei Zusatz von Magnesiumsulphat und Kochen.
Abducenslähmung mit Ptosis kombiniert wird vielfach
als ein Frühsymptom der Tabes betrachtet, 1 ) aber auch
beiderseitige Ptosis und einseitige Abducenslähmung wird
bei Tabes beobachtet. 2 ) Die unvollkommene Ptosis wird
wahrscheinlich im weiteren Verlauf der Krankheit zu einer
’) Wilbrandt und Saenger, Neurologie des Auges. Bd. I, S. 137.
’) Ibidem S. 166, Fall 65.