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Störungen der Sprache und des Schluckaktes beziehen,
kann man mit Sicherheit auf einen Krankheitsprozeß
schließen, der seinen Sitz innerhalb der Schädelkapsel hat.
Seine Äußerungen sind teils örtlicher Natur, teils bestehen
sie in Allgemeinerscheinungen, die auf eine Erhöhung des
intrakraniellen Druckes infolge Verlegung der Abfluß
bahnen für die Ventrikelflüssigkeit zurückzuführen sind.
Unterstützt wird unsere Annahme, daß es sich um einen
Hirntumor handelt, durch den objektiven Befund. Am
Sehnerven ist, allerdings erst im Endstadium, deutliche
Stauungspapille vorhanden. Auch der Oculomotorius ist
geschädigt, es besteht Pupillendifferenz mit Verziehung
der Pupillen. Das rechte Lid kann nicht so weit gehoben
werden als das linke. Eine Konvergenz der Augen kann
im späteren Stadium nicht mehr erzielt werden, ebenso
sind die Blickbewegungen gestört. Der bestehende
Nystagmus ist als eine Druckwirkung auf die Vierhügel
gegend aufzufassen. Der Trigeminus ist in seinen mo
torischen und sensiblen Bahnen geschädigt. Die Kau
muskeln zeigen nur geringe grobe Kraft und verlangsamte
Innervation. Korneal-, Konjunktival- und Kachenreflex sind
erloschen. Eine Facialisparese ist in ausgesprochenem
Maße vorhanden. Weniger betroffen ist der obere Ast,
indem die Stirn in Falten gelegt werden kann. Das
Gesicht erscheint maskenartig. Die Mundbewegungen beim
Pfeifen usw. sind gestört. Die Störung ist rechts aus
gesprochener als links, indem der rechte Mundwinkel
herabhängt. Von Interesse ist, daß das Leiden keine Er
scheinungen von seiten des Acusticus zeigte. Man muß
annehmen, daß die Geschwulstbildung lange Zeit bestehen
kann, ohne zu einer Leitungsunterbrechung des betreffenden
Nerven zu führen, wie man dies bei der Neurofibromatose
der peripheren Nerven findet. Auch der Vago-accessorius
ist weitgehend in Mitleidenschaft gezogen. Offenbar ist
der Levator palati mollis gelähmt, da flüssige Nahrung