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Wirtschaft und verwandten Berufszweigen (Müller, Bäcker) be
schäftigt sind, hauptsächlich von der Strahlenpilzkrankheit be
fallen werden, sowie das überwiegende Auftreten der Erkrankung
in Deutschland, Oesterreich und Russland, Ländern, wo der Ge
treidebau in grösstem Masse betrieben wird, Hessen schon früh
die Vermutung aufsteigen, dass der Erreger an oder in vegeta
bilischen Bestandteilen hafte, und, dass Mensch und Tier sich
aus derselben Quelle inficierten.
Der zuerst bei Tieren, später auch bei einer grossen Anzahl
von Menschen gemachte Befund, dass in den Tonsillen, der
Mundschleimhaut und in den Krankheitsherden selbst, Gerste
grannen und Haferspelzen, dicht mit Strahlenpilzen besetzt, ge
funden wurden, sowie der Versuch Liebmanns, 1 ) der zur Evi
denz beweist, dass die Keime ihre Entwickelung innerhalb von
Getreidearten durchmachen — er inficierte Erde mit Reinkul
turen von Actinomyces und säete dann verschiedene Pflanzen
(Bohnen, Gerste und Weizen) und konnte später in verschiedenen
Teilen der scheinbar ganz normal gewachsenen Pflanzen charak
teristische Strahlenpilzelemente nachweisen — dürften als ge
nügenden Beweis für die Übertragung durch Vegetabilien gelten.
Weitere Stützen finden wir darin, dass häufig bei Fütterungen
mit Mengkom oder mit Gerste, deren Grannen hart, sehr scharf
und mit zahlreichen Wiederhaken versehen sind, von Tierärzten 2 )
eine beträchtliche Zunahme der Actinomycoseerkrankungen beim
Vieh festgestellt ist. Auch die Tatsache, dass von 80 in der
Bostroem’schen Arbeit mitgeteilten Fällen 60 Erkrankungen in
die Zeit von August - Januar fallen, also in die Zeit der Ernte,
wo die Getreideähren hart und trocken und hierdurch geeigneter
sind, leichter in das Gewebe einzudringen, wo überhaupt eine
nähere Berührung mit den Feldfrüchten beim Garbenbinden,
Dreschen auf der Tenne etc. unausbleiblich ist, durfte als Beleg
für die Übertragung der Erreger durch Getreidearten, namentlich
durch Grannen von Gerste und Weizen gelten.
Diese Krankheitsvermittelung durch die spitzigen und har
ten Bestandteile der Cerealien waren beim Tiere schon länger * 3
’) Citiert aus: Partsch: 1. c.
3 ) S. Bang: Deutsche Zeitschrift für Tiermedicin. Bd. X Heft IV.