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Erloschensein der Reflexe und Anästhesieen schon vor
handen waren, zeigten die unteren Extremitäten noch
ziemlich normalen Befund. Die Erkrankung war also auf
das obere Halsmark anfangs lokalisiert. Allmählich haben
dann die Veränderungen weiter um sich gegriffen und so
ist es leicht begreiflich, wie es schon frühzeitig zur Er
krankung des zunächst gelegenen verlängerten Markes
kommt. So. zeigen sich dann auch schon bald die soge
nannten Bulbärsymptome und auch Lähmungserscheinungen
der hier entspringenden Gehirnnerven. Wenn wir uns
dem Nerven zuwenden, der seinen Ui’sprung aus der
Medulla oblongata nach als erster in Betracht käme, so
finden wir bei dem Kranken deutliche Erscheinungen, die
auf eine Erkrankung des Hypoglossus hinweisen. Beim
Herausstrecken der Zunge weicht diese nach rechts ab
und zittert. Es besteht Atrophie der rechten Zungenhälfte
und es bestehen Störungen der Sprache. Diese ist leicht
abgehackt, jedoch nicht skandierend. Derartige Sprach
störungen bei Tabes sind schon in einer Reihe von Fällen
beobachtet und solche beschrieben, bei denen die Sprache
wegen Artikulation nahezu unverständlich geworden ist.
Diese Erscheinungen machen sich jedoch gerade im Früh
stadium nicht so deutlich bemerkbar. Dies trifft eher bei
Miterkrankung des nächsten Hirnnerven,des Vago-accessorius
zu. Hier machen sich schon früh Symptome bemerkbar
und zwar nach drei Richtungen hin. Erstens im Ver-
dauungstraktus, zweitens im Respirations- und drittens im
Zirkulationsapparat. In unserem Falle treten die Magen
krisen in den Vordergrund, einerseits durch ihr frühes
Auftreten, andererseits durch ihre Heftigkeit. Dieses frühe
Auftreten von Magenkrisen gehört nicht zu den Selten
heiten, ja es sind Fälle veröffentlicht, wo gastrische Krisen
als Initialsympton einer Tabes bestanden. Störungen von
seiten des Darmes finden wir nicht, auch scheinen sich
solche im oberen Verdauungstraktus durch Verschlucken