Es gibt wobl kaum eine Krankheit, die ein so mannig
faltiges Symptomenbild liefert und so viel Eigentümlichkeiten
zeigt, wie die Hysterie. Außer den vielgestaltigen psychischen
Erscheinungen, worüber wir uns hier nicht weiter auslassen
wollen, finden wir noch die körperlichen Zeichen der Er
krankung.
Auf sensiblem Gebiete finden sich Anaesthesien, meist
einer ganzen Körperhälfte oder eines ganzen Gliedabschnittes,
so zwar, daß die Anaesthesie dem Gebiete eines bestimmten
Hautnerven nicht entspricht. Ferner Hyperaesthesien einzel
ner Hautstellen und Schmerzen wie Kopfschmerz, Rücken
schmerz, Neuralgien in den verschiedenen Nerven und Ge
lenken. Ferner Paraesthesien aller Art, abnorme Empfindungen
in den Eingeweiden, Clavus-, Globusgefühl, Ovarie etc.
Außerdem noch Störungen der Sinnesorgane, wohl am häufigsten
solche des Sehens.
Auf motorischem Gebiete sind es Lähmungen in Form
der Hemiplegie, der Monoplegie, der Paraplegie, der Astasie-
Abasie oder in Form der Aphonie, des Mutismus. Ferner
Kontrakturen einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen
mit Gelenksteifigkeit. Ferner Krämpfe, bald in Gestalt
koordinierter Bewegungen, wie Lach-, Wein-, Gähnkrämpfe,
Singultus, Erbrechen, rauher, bellender Husten, bald in Form
des Schüttelfrostes oder partieller und allgemeiner Konvul
sionen. Endlich erwähnen wir noch das Zittern, entweder
nach Art des Intentionszitterns oder des gewöhnlichen Tremors.
Er ist besonders an den Extremitäten häufig und überaus
charakteristisch für diese Krankheit.