Full text: Ein Fall von Schüttelbewegung des Kopfes bei Hysterie

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Ausfallsgebiete, die in dem Bereich bestimmter Nervengebiete 
liegen, vorhanden sein, wenn nicht überhaupt schon die 
Patientin den meist malignen Tumoren im Gehirn zum Opfer 
gefallen wäre. Ausfallsgebiete dieser Art bestehen nicht; 
es wird daher auch kaum ein Tumor anzunehmen sein. 
Bei der Annahme von multipler Sklerose würden wir 
das typische Intentionszittern, Nystagmus und skandierende 
Sprache vermissen. Bei Paralysis agitans geht die Verbreitung 
des Tremors von den Händen aus, wo er zuerst in ausgiebigen 
Zitterbewegungen erscheint, auf den Körper über. Auch 
ist die Anzahl der Oscillationen bei multipler Sklerose und 
bei Paralysis agitans 5—6 in der Sekunde; in unserem Palle 
sind nur 1—3 in der Sekunde beobachtet. Der Tremor bei 
Morbus Basedowii ist immer in den Fingern lokalisiert und 
von schnellerem Rhythmus (10—12) als in unserem Pall. 
Auch fehlen die Symptome des Struma und des Exophthalmus. 
Alkoholvergiftung ist allein schon aus der Anamnese auszu 
schließen. Außerdem ist Pat. auch immer in Beobachtung 
gewesen. Delirien und sonstige Symptome sind nicht auf 
getreten. Auch für Quecksilbervergiftung bestehen keine 
Anhaltspunkte. Als letzte Erkrankung, die noch in Betracht 
käme und deren Unterscheidung von der Hysterie vielleicht 
noch die größten Schwierigkeiten macht ist die Neurasthenie, 
namentlich da uns zahlreiche Krankheitsbilder bekannt sind, 
in denen ein Übergang zwischen Neurasthenie und Hysterie 
besteht und die man als die neurasthenische Form der Hysterie 
bezeichnet hat. Letztere Form, besonders durch Unglücks 
fälle ausgelöst, gehört in das große Gebiet der traumatischen 
Neurosen. Bei der Trennung von der Neurasthenie sind die 
hier in unserem Falle ganz charakteristischen Störungen 
auf sensiblem und motorischem Gebiete hervorzuheben. Par- 
aesthesien, Hyperalgesien abwechselnd mit Hypalgesien finden 
wir bei unsrer Patientin auf sensiblem Gebiete, auf mo 
torischen Paresen mit Spasmen an der unteren, wie auch in 
geringerer Weise an der oberen Extremität mit wechselndem
	        
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