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der Appendix entsprechend, stets eine Mischinfektion fest
gestellt wurde, und zwar (in den Culturen wenigstens) Bakt.
Coli in überwiegender Menge, daneben Streptokokken, Staphylo
kokken und einige andere weniger charakteristische Bakterien
arten. Auch Sonnenburg (8) hat in einem einzelnen
Leberabsceß, der nach Appendicitis entstanden war, Diplo
kokken in Reinkultur nachweisen können. Auch in diesem
Falle gelangte der Absceß zur Ausheilung. Es muß also
die Möglichkeit zugegeben werden, daß eine nicht zu große
Anzahl von Abscessen, vielleicht auch bei einer nicht zu
virulenten Infektion, einer chirurgischen Behandlung zugäng
lich ist. Sogar sich selbst überlassen scheinen Leberabscesse
ausheilen zu können, wie die Fälle 9 und 10 zeigen. In
beiden Fällen ist zwar das Vorhandensein von multiplen
Leberabscessen nicht nachgewiesen worden, doch alle Symp
tome deuten so unzweifelhaft darauf hin, daß man ihr Vor
handensein annehmen muß. Fall 9 ist insofern noch in
teressant, als bei ihm der ursprüngliche Infektionsherd durch
die Operation entfernt und dadurch weiteren Nachschüben
vorgebeugt wurde.
In sämtlichen übrigen bekanntgewordenen Fällen blieben
alle Eingriffe ohne Erfolg. Auch innere Mittel haben versagt.
Chinin wurde in Fall 2 und in dem von Rassow veröffent
lichten Falle ohne dauernden Erfolg angewandt und auch
das sonst so oft bewährte argentum colloidale (Credö) hat in
Fall 1 und 4 keine Wirkung gezeigt. Wo hingegen die
Therapie sicher mit besserem Erfolge wird eingreifen können
zeigt uns die beachtenswerte Tatsache, daß unter den bisher
veröffentlichten Fällen kein einziger ist, bei dem eine wirk
liche Frühoperation vorgenommen wurde. Die früheste
Operation wurde (Fall Nr. 1) am 4. Krankheitstage ausgeführt.
Meisel (11) hat durch Untersuchung zahlreicher Appendix-
Präparate nachgewiesen, daß schon sehr frühzeitig ein Ver
schluß der Hauptvenen an der Wurzel des Mesenteriolums
zu Stande kommt. Dieser natürliche Schutzwall wird, be