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Die Meinungen der Autoren über die Gründe der
Entstehung der Kochsalzretention sind geteilt. Nach
Ach ard , Wi dal und Strauss ist der Grund in Störungen
der Epithelfunktion zu sehen, die für die verminderte Durch
lässigkeit der Nieren für die Chloride und so für die Re
tention verantwortlich sind. Sie halten die von andrer Seite
betonten extrarenalen Momente zur Entstehung der Retention
für hypothetisch, jedenfalls nur für accessorisch und sehen
lediglich in der veränderten Niere selbst die Ursache. So
konnte Strauss auch mit seiner Ansicht soweit gehen,
die erschwerte Chlorausscheidung als Maßstab für die De-
kompentation anzunehrnen, in dem Sinne, daß niedrige,
durch Salzzulagen nicht zu erhöhende Kochsalzausscheidungen
für Zeichen einer schweren Erkrankung anzusehen seien und
umgekehrt. Gestützt wird diese rein renale Hypothese der
Chlorretention durch den Befund der mit Hilfe des Ureteren-
katheterismus getrennt aufgefangenen Urinmenge bei ein
seitiger Nierenschädigung, wonach der Harn der kranken
Niere weniger Chlor enthielt als der der gesunden. Weiter spricht
für die Annahme Achard’s, Widal's und Strauss die von
Strauss beobachtete Tatsache, daß bei Exacerbationen der
epithelialen Veränderungen die Verminderung der Chloraus
scheidung stärker wird.
v. Koziczkowsky will die Chlorretention von dem
Zustand der Niere nicht allein abhängig gemacht wissen.
Er stützt sich auf die Beobachtung, daß bei schwerster
Nierenaffektion, so bei von ihm selbst beschriebenen Fällen
von akuter Nephritis ohne Oedeme, der Kochsalzgehalt des
Urins ein völlig normaler, die Ausscheidung also eine un
gehinderte ist und schließt daraus, daß die Ausscheidung
des Kochsalzes von der Nierenfunktion nicht allein abhängig
sein kann. Da es ihm bei Fällen von Compensations-
störungen des Kreislaufs, in dem lange Zeit hindurch sub
normale Kochsalzmengen ausgeschieden wurden, gelang,
durch Besserung der Cirkulationsverhaltnisse und damit der
Blutcirkulation in den Nieren plötzlich sowohl prozentual
als absolut normale und übernormale Kochsalzmengen zur
Ausscheidung zu bringen, so stellte er sich auf den Stand