Full text: Ein Fall von Plattenepithelkrebs des Nierenbeckens mit Riesenzellen

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Probelaparotomie am 14. März 1905 auf die chirurgische 
Abteilung verlegt. 
Die Temperatur beträgt 38,5°, der Puls 128. Am 15. 
März nimmt Herr Medizinalrat Dr. med. Lindner die 
Nephrektomie wegen der Größe der Geschwulst transperi 
toneal vor. Dem Tumor liegt das Colon descendens am 
lateralen Rande fest auf. Bei der sehr schweren Isolierung 
der Geschwulst aus der retroperitonealen Höhle platzt sie, 
und es entleert sich aus ihr etwa ein viertel Liter dicken, 
gelben Eiters. Dann wird nach Unterbindung der Nieren 
gefäße die kranke Niere ausgelöst. Der fingerdicke und mit 
Eiter angefüllte Ureter wird bis fast zur Blase verfolgt, 
dort abgebunden und durchtrennt. 
Die Geschwulst bietet das Bild einer Pyonephrose. Am 
convexen Rande findet sich eine faustgroße Absceßhöhle mit 
einer etwa 0,5 cm dicken Wandung. Vom Nierengewebe 
ist wenig erhalten. Mehrere kleinere Abscesse finden sich 
im oberen und unteren Nierenpole. Der inneren Wandungen 
der Abscesse sitzen kleine rötliche blumenkohlartige Efflo- 
rescenzen auf. Der Eiter der Abscesse ist steril, mikro 
skopisch finden sich weder Tuberkelbazillen noch Kokken. 
Kulturen wurden jedoch nicht angelegt. 
Mit Ausnahme der Drainlöcher tritt primäre Heilung 
der Operationswunde ein. Das subjektive Wohlbefinden 
erlaubt neben der fortschreitenden Genesung, daß die Patientin 
am 3. April zum erstenmal wieder aufsteht. Die Urinmenge 
ist allmählich gestiegen, nach Verlauf einer weiteren Woche 
fortschreitender Genesung betrug sie am 10. April 900 ccm. 
Die Wunde ist bis auf ein Drainloch geschlossen. 
Am 26. Mai wurde die Patientin in Chloroformnarkose 
wegen hartnäckiger Fisteln nochmals operiert. Es fand eine 
Excochleation, Tamponade und Drainage derselben statt. 
Am 10. Juni wird sie geheilt entlassen. Einige ober 
flächliche Clcera will sie sich zu Hause noch behandeln 
lassen. Sie hat sicli leidlich erholt und 15 Pfund zugenommen.
	        
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