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Zunächst muß hier auf die Beziehungen zwischen
Tuberkulose und Carcinom kurz eingegangen werden.
Rokitanskys (7) Hypothese des gegenseitigen Aus-
schließens wurde bald durch zahlreiche Untersuchungen wider
legt. Man fand, daß Lupus der Haut sogar eine gewisse
Disposition zu Carcinom schaffen kann. Borst (23) ist,
was die Bedeutung der Tuberkulose für die Ätiologie des
Krebses überhaupt angeht, der Meinung, „daß man für die
überaus spärlichen Fälle von Lungenkrebs bei Tuberkulose
der Lungen nicht an einen engeren Zusammenhang der beiden
Erkrankungen denken darf: bei der Häufigkeit der Lungen
tuberkulose dürfte es sich um ein zufälliges Zusammentreffen
handeln, wie auch Schwalbe meint“ (Bd. II, Seite 762). Der
Zusammenhang zwischen Lupus und Hautkrebsen ist nach
demselben Autor ebenfalls noch nicht sichergestellt.
Anderer Ansicht ist Ribbert (24). Nach seiner Theorie
soll jedes Carcinom sich aus abgesprengten Epithelzellen
entwickeln, die im Verlaufe einer subepithelialen Entzündung
des Bindegewebes isoliert worden sind. Da Ribbert nun
in vielen Carcinomen Riesenzellen fand, die er für solche
tuberkulöser Natur hielt, so stützte das natürlich seine Theorie
von der ätiologischen Bedeutung der Tuberkulose für das
Entstehen von Krebsen. Aber die Struktur der Riesenzellen,
die Ribbert (24) fand, ist nicht sicher beweisend, für ihre
tuberkulöse Natur. Weder Ribbert, noch irgend ein anderer
Forscher hat jemals die großen spinnenartigen Riesenzellen
gefunden, und der einfache Langhans’sche Typus bildet durch
aus kein spezifisches Merkmal für Tuberkulose, sondern
kommt auch bei Carcinom- und anderen Fremdkörperriesen
zellen nicht selten vor.
„In der großen Literatur der Riesenzellen spielen die
Carcinomriesenzellen erst in den letzten Jahren eine nennens
werte Rolle. Nachdem bereits Virchow (Die krankhaften
Geschwülste) auf das nicht seltene Vorkommen von Riesen
zellen in Carcinomen hingewiesen hatte, erschien lange Jahre