8
Während der Zeit der Genesung findet sich kein Anhalt
für Tuberkulose oder Carcinom eines andern Organs, sodaß
eine isolierte Erkrankung der linken Niere anzunehmen ist. *)
Makroskopische Beschreibung.
Das durch Nephrektomie gewonnene Präparat ist in
Formalin konserviert. Es umfaßt die stark veränderte linke
Niere einschließlich ihrer Fettkapsel nebst Fetzen des be
nachbarten Gewebes besonders dort, wo sie auf der Dorsal
fläche der hinteren Bauchwand aufsaß, und den etwa 7 cm
langen Anfangsteil des zugehörigen Ureters mit den Stümpfen
der Arteria und Vena renalis.
Die normale, glatte, flachbohnenförmige Gestalt der
Niere ist der höckerigen einer etwa kindskopfgroßen Cocosnuß
gewichen. Der Hilus renalis ist ganz undeutlich geworden.
Außerdem hat eine Vergrößerung des Organs in allen Durch
messern stattgefunden. Die Maße betragen etwa 13 cm in
der Länge, 10 cm in der Breite und 6 cm in der Dicke,
dagegen die Normalmaße 11—12 : 5—6 : 3—4 cm. Daraus
folgt, daß die Ausdehnung in die Dicke und Breite ver
hältnismäßig stärker gewachsen ist, als diejenige in die
Länge.
Die Oberfläche der Niere ist auf der Ventral- und
Medialfläche im ganzen unregelmäßig höckerig, auf der
Dorsal- und Lateralfläche mehr glatt mit wenigen flachen
Einziehungen. Dabei entsprechen die Höcker Hohlräumen,
die Einziehungen den Zwischenwänden zwischen ihnen.
Die Capsula adiposa ist an der Dorsalfiäclie im ganzen
verdickt und derb und enthält zahlreiche Bindegewebszüge.
*) Anmerkung: Am 28. Mai 1906 wird die Patientin wieder
aufgenommen. Sie klagt über Druckgefühl in der linken Bauchseite und
ist etwas abgemagert. Die ganze linke Beckenhälfte ist ausgefüllt von
einer mannskopfgroßen, derben, vorn an einer Stelle fluktuierenden Ge
schwulst. Obstipation besteht nicht, auch funktioniert die Blase normal.
Die Punktion ergibt bräunliche, schleimige Flüssigkeit. Die Patientin
wird am 1. Juni 1906 als inoperabel wieder entlassen.