6
dann Moeli 4 (1881) auf die Wichtigkeit der psychischen
Symptome hin. C h a r c o t vertrat dann mit Entschieden
heit die Theorie des rein funktionellen Charakters der
Unfallneurosen, er identifizierte sie geradezu mit der Hys
terie. Oppenheim schloss sich C h a r c o t insofern
an, als auch er die funktionelle Natur betonte, aber darauf
aufmerksam machte, das der psychische Zustand sich
durch die andauernden Depressionszustände von der
gewöhnlichen hysterischen Psychose unterscheide und das
die traumatische Neurose als ein mehr selbständiges
Krankheitsbild zu bezeichnen sei, „das ein in gewisser
Weise spezifisch ätiologisches“ sei. Charcot trat dann
der Ansicht Oppenheims bei, indem er seine Theorie
von der rein psychischen Grundlage der traumatischen
Neurose fallen liess. Das bekannte Obergutachten der
medizinischen Fakultät Berlin vom 5. Mai 1891 (und
Nachtrag dazu vom C. Juli 1897) gibt folgende Definition:
„dass bei der traumatischen Neurose neben vorwiegend
neurasthenischen und hysterischen Krankheitsbildern nach
Unfällen sehr häufig gerade solche zur Entwickelung
kommen, die ein Gemisch von neurasthenischen, hyste
rischen und hypochondrischen Zügen aufweisen“.
Hysterische Erscheinungen sind also häufig wichtige
Symptome der traumatischen Neurose, und darin liegt
gerade die Hauptschwierigkeit der Beurteilung, ob Unfall
neurose, ob Simulation; die scharfe Grenze zwischen
Hysterie und Simulation ist schwer, häufig gar nicht
zu ziehen.
Strümpei sagt hierüber in seiner Schrift „Über
die Untersuchung, Beurteilung und Behandlung von Unfall
kranken“ : „Es liegt in der Natur der Sache, dass gerade
bei allen psychogenen Erkrankungen die Frage der Simulation
besonders leicht auftauchen kann und dass die Unterscheidung
zwischen Hysterie und Simulation oft eine so ungemein
schwierige ist. Theoretisch lässt sich der Unterschied
freilich leicht präzisieren, und ich halte es für sehr wichtig,
sich diesen Unterschied recht klar zu machen. Sowohl die
psychogenen (hysterischen, hypochondrischen) Krankheits
zustände als auch die simulierten Krankheitssymptome