Full text: Beitrag zur Lehre von der Simulation und Aggravation bei traumatischer Neurose

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Darauf erhielt K. vom Schiedsgericht am 12. April 
1897 wieder die Vollrente bewilligt. 
Am 10. März 1900 wurde K. wieder von Dr. R. 
begutachtet: K. könne angeblich kaum 1 /i Stunde lang 
gehen. Dabei leide er an Kopfschmerzen und Schwindel, 
ausserdem an Schmerzen in den Schultern und im linken 
Bein. Der Ernährungszustand des K. sei übernormal. 
Trotz reichlichen Fettansatzes sei die Muskulatur der 
Arme und Beine kräftig entwickelt. Ein Unterschied 
zwischen rechtem und linkem Arm bestehe nicht. Sprache 
ohne Besonderheit. Bei geschlossenen Augen Schwanken 
des Körpers, ohne das K. hinfalle. Patellarreflex normal, 
beiderseits gleich. Gefühl für Tast- und Temperatur 
empfindung an den Beinen nicht gestört: 100 % erwerbs 
unfähig, Besserung nicht ausgeschlossen. — Wenn auch 
beabsichtigte Täuschung auszuschliessen sei, liege der 
Fall doch nicht recht klar, da die Erscheinungen einer 
cerebrospinalen Erkrankung wenig ausgeprägt seien. Es 
sei dem Gutachter aus eigener Beobachtung bekannt, dass 
K. lange und wiederholt an schweren pseudorheumatischen 
Affektionen an den Armen und Beinen nach dem Unfall 
gelitten habe. 
Am 22. April 1901 stellte Kreisphysikus Dr J. in J. 
wieder ein Gutachten aus: Gutachter habe den K. in seiner 
Wohnung am 13. April aufgesucht. K. habe zu Bett ge 
legen wegen heftiger Kopfschmerzen, die sich am Morgen 
nach einer schlaflosen Nacht eingestellt hätten. Ausser 
dem klagte K. über Übelkeit und Erbrechen. Gesicht sei 
gerötet gewesen, die rechte Hüfte schmerzhaft und ge 
schwollen. Ausserdem habe K. über brennendes Gefühl 
im linken Oberschenkel geklagt. Aufgefallen sei die 
Schwerfälligkeit der Sprache, auch habe K. augenschein 
lich den Gedankenfaden verloren, sodass er erst nach 
längerem Besinnen in seiner Rede habe fortfahren können, 
dabei habe er wie ein Kind geweint. Die Frau erklärte, 
solche Verschlimmerungen kämen häufiger vor, hielten 
aber nicht lange an, er habe zwar immer ein dumpfes 
Schmerzgefühl im Kopfe, klage aber nicht weiter darüber. 
Es gäbe Tage, an denen er kilometerweit gehen könne, 
Becker. 2
	        
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