Full text: Die literargeschichtlichen Kenntnisse und Urteile des Jean-Louis Guez de Balzac

7 
hatte sich liier über für seine Zeit zu kühne Anschauungen 
über die Gewissensfreiheit und gegen den Glaubenszwang der 
Spanier in den Generalstaaten ausgesprochen. 
Nachdem B. im Anfang des Jahres 1618 nach Angouleme 
zurückgekehrt war, trat auch er wie einst sein Vater in den 
Dienst des Herzogs von Epernon, welchen er als Sekretär auf 
mehreren Reisen begleitete; er nahm teil an der von diesem 
Herzog geplanten und auch glücklich ausgeführten Befreiung 
der Königin-Mutter, welche damals von Luvnes, dem 
Günstling Ludwigs XIII. in Blois gefangen gehalten wurde; 
freilich beschränkte sich seine Anteilnahme auf Arbeiten mit 
der Feder, indem er im Aufträge des Herzogs drei Briefe 
an den König 50 ) schrieb, durch welche die Befreiung gerecht 
fertigt werden sollte/’ 1 ) Die Königin wurde nach Angouleme 
gebracht, wo sie in dem B.'sehen Hause vom 1. März bis 
zum 27. August 1619 wohnte. 52 ) Nach B.’s Angabe 53 ) soll 
damals der Herzog ihr B. zum Sekretär vorgeschlagen, dieser 
aber das Angebot abgelehnt haben. Indeß verdient die 
Angabe B. s keinen oder doch nur sehr wenig Glauben. In 
dieser Zeit lernte B. auch den Bischof von Lu^on, den 
späteren Kardinal Richelieu, kennen, welcher die Königin- 
Mutter in Angouleme aufgesucht hatte. Näheres darüber 
erfährt man aus seinem eigenen Berichte (Entretien VIII; 
a II 402/3); doch darf man in dem Bericht über Richelieus 
Versprechungen nicht alles für bare Münze nehmen, da der 
Verfasser desselben so eingenommen von sich redet, so 
erbittert ist über die Enttäuschung, die der Kardinal ihm 
hat zuteil werden lassen (s. u. S. 12 ff.). 
Aus dem Dienste des Herzogs trat B. in den des Erz 
bischofs von Toulouse, Louis Nogaret d’Epernon. 54 ) Das ' '' 
Verhältnis B.’s zu seinem neuen Herrn gestaltete sich zu 
einem recht vertrauten; er begleitete ihn auf dessen Reise 
nach Rom, wo B. vom Anfang des Jahres 1621 bis August 
1622 -* 5 ) venveilte. Auch nach der Abreise des Erzbischofs, 
der kurz vorher die Kardinalswürde erhalten hatte, verblieb 
B. injlojB, um die Interessen seines Herrn, welcher die päpst 
liche Triara zu erlangen trachtete, zu vertreten, und führte 
in der ewigen Stadt, da er von Geschäften nicht eben bedrückt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.