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verweilte und seine Mitschüler (und Lehrer) in seinen
,.Memoires“ erwähnt hat, zählt B. unter denselben nicht auf. 35 )
B. hat vielmehr bald darauf am College Royal den Vor
lesungen des Nie. Bourbon, 36 ) Theodorus Marcilius 37 )
und Petrus Valens 38 ) zugehört und während der freien
Zeit sich auf den Straßen des Quartier Latin herumgetrieben
und bei den Buchhändlern der Rue St. Jaques herum-
gestöbert. 39 ) Im Jahre 1615 40 ) wurden seine ersten Reden
an den König Ludwig XIII. und an Maria von Medici,
die Mutter des Königs, gedruckt. 41 ) Es sind dies seine ersten
Versuche, sich um die Gunst der Großen zu bemühen, indem
er ihnen Elogen widmete. Noch bevor B. seine Feder den
Generalstaaten anbot, hatte er schon sein Glück beim
französischen Hof versucht. Diese Schriften erregten auch
die Zufriedenheit Richelieus, 42 ) welcher damals bereits ins
Ministerium gezogen worden w T ar, waren jedoch bald vergessen.
Vor Abfassung dieser Schriften scheint der junge B. mit
Malherbe in Berührung getreten zu sein. 43 )
Mit zwanzig Jahren, nicht vor 1617, 44 ) ging B. nach
Holland, begleitete seinen Freund Theophile dorthin, wo beide
alsdann längere Zeit die Universität Leyden besuchten und
Vorlesungen über Philosophie 45 ) und Geschichte hörten. Die
jungen Leute hatten aber auch noch anderen Studien sich
gewidmet. Ein ziemlich lockeres, ausschweifendes Leben
scheinen sie hier geführt zu haben, erzürnten sich dann aber,
wie Theophile berichtet, weil B. dem Freunde einen bösen Streich
spielte, 46 ) und schieden in Feindschaft, welche lange Zeit
unter der Asche glimmte, um bei Gelegenheit des
Theophile’schen Prozesses 47 ) wieder aufzuflammen. Noch im
Jahre 1617 verfaßte B. zum Lobe der beiden Fürsten von
Oranien, Moritz und Philipp, eine kleine Schrift, betitelt
„Discours politique sur Testat des Provinces des Pai's-Bas“
(a II 482/5). Diese Schrift blieb Manuskript und wurde nur
in beschränktem Kreise bekannt; eines Tages aber wurde sie
von dem Philologen D. Heinsius 48 ) aus dem Dunkel
20jähriger Vergessenheit an die Öffentlichkeit gebracht. 49 )
Die Veröffentlichung dieser Schrift sollte ihrem Verfasser
nach Heinsius’ Absicht Unannehmlichkeiten bereiten, denn B.