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433) wat sal I do ?
(cf. B.-Tr. in f.: Quo vadam etc.) nahe liegt.
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Schon mehrfach wurde oben ein Wiegenlied erwähnt, ß, das
sehr stark an eine Mkl. erinnert, seinem Geist nach geradezu als
solche gelten kann. Die erste Strophe und der Refrain kenn
zeichnen es als Weihnachtslied. Von diesen Weihnachts-Wiegen
liedern sind in derselben Hs. — Ms. Balliol 354 — noch mehrere
andere überliefert. Sie stammen aus dem 16. Jh.
Der kleine Jesus ist erwacht und weint; Maria singt ,,lully“
und sucht ihn zu beruhigen. Nun erzählt er ihr von dem ihm
bevorstehenden Geschick ; auf jede von ihm gesprochene Strophe
erwidert sie klagend mit einer Strophe (Str. 4, 6, 8, 10. — Die
vierzeiligen Strophen des Gedichts sind a a a b gereimt; b ist
überall gleich cf. N). — Solche Wiegenliederscheinen im 15. und
16. Jh. populär gewesen zu sein; wir begegneten wiederholt An
spielungen auf sie. Insbesondere die nicht viel ältere Digby-Klage
(T) klingt mehrfach an unser Lied an. So Str.
6. my child yat sokid my pappe cf. den 2. Refrain von
T (746 u. s. w. cf. B).
8. Von diesem Leid sagte mir Gabriel nichts, als er mich
grüßte — cf. T 490 f.
Dies kleine Gedicht ist mit seinem naiven Reiz, obwohl es
keine besonders originellen Gedanken ausspricht, zu den schönsten
der me. geistlichen Lyrik zu zählen. Zu der an sich ansprechenden
Situation kommt das schlichte, ungezwungene, stimmungsvolle
W echselgespräch.
Nur eine einzige Parallele aus den anderen Sprachen ist mir
bekannt geworden : port. I (W.). Die Situation ist ähnlich : das
Kind Jesus ist erwacht und fragt Maria, ob sie schlafe oder wache.
Darauf erzählt sie ihm, was sie von seiner Passion geträumt hat.
Ich fasse die Ergebnisse vorliegender Untersuchung zusammen.
Soweit die bisherigen Publicationen und die geringen mir
zu Gebote stehenden Hilfsmittel mir zu schließen erlauben, sind
Mkl. in England seit Anfang des 14. bis in das 16. Jh. verbreitet