Full text: Über die englischen Marienklagen

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— lind diese Besorgnisse werden durch Magdalena bestätigt, die 
ihr die Gefangennahme Jesu mitteilt — wie in den Conventry 
Plays und der Devozione; auch darin stimmt diese mit X überein, 
daß Magdalena in Schwarz gekleidet ist (S. 69: azo veduto una 
negra gonella). — Maria bricht in Klagen aus (455,26), die an 
die des Coventry-Cyclus in derselben Scene erinnern (s. oben 
zu den Cov.-Mkl.); zuerst Gott, dann Gabriel macht sie Vorwürfe; 
die Worte an den Engel stimmen z. T. mit dem Üblichen überein 
(vgl. auch die Devozione S. 92), z. T. bringen sie eine längere 
Gegenüberstellung des Verheißenen und ihres Geschickes, wie sie 
unten (458,49) wiederholt wird. Ich gehe erst dort auf sie ein. 
— Am andern Morgen eilt Maria mit Magdalena, ihren “susters“ 
und den Frauen aus Galiläa zum Palast des Pilatus, um ihren 
Sohn zu sehen. Auch die Volksscene vor dem Palast ist ein 
Beweis für die hohe Begabung unseres Autors — wie Maria angstvoll 
die langen Verhandlungen der Menge mit Pilatus verfolgt, mit der 
rührenden Hoffnung, Pilatus zu sehen “pat I myght haue spoken 
to pylate {tat he wolde haue delyueryd to me my swete sone“. 
An ihrem Weinen erkennt das Volk die Mutter des Verhaßten, 
die “theuys moder“ (cf. Ev. Nie. X; x( tl%ov kfytiv.. vnfQ 
■ ■ avrtj ttixiv rov xtxQififvov /j/rjvrjQ . sie soll seinem Tod 
Zusehen. — Als er nach Golgatha geführt wird, wie ein Dieb 
zwischen Dieben (cf. L 13), sucht sie, von den “susters“ gestützt 
(B.-Tr), ihn auf einem Nebenwege zu überholen, um ihn dann 
aus der Nähe ansprechen zu können (Bonaventura). Sie erbietet 
sich, wie im 22. Towneley-Spiel (s. daselbst!), das Kreuz zu tragen; 
in der Devozione sind ihre Worte ganz ähnlich. Man vergleiche : 
(457-5) whider goost pou pus swythe . .? what thenkyst pou 
to do with pi moder to lete me pus alone and in dispeyre? thenkyst 
pou forsake me pus? . . . take to me, pi moder, pat croys . . And, 
sone, dey pou not with-oute pi moder . . but . . lete vs lyue to- 
gedrys and.dey to-gedrys. 
Dev. S. 7 1 : Jo so’ la tua matre trista sconsolata, 
Che so’ romasa senza consilgio. 
Da ogne gente so’ abandonata 
Da po’ che te perdo, o dolce filgio. . . . 
Dame quesa croce, filgio, a mine, 
Lassame morire per scampare a tine.
	        
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