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semyd then yn seson (cf. M: so rype . . .was her payne; R. Rolle
„Tractat“: pe terys were ful ryue); sie spricht zum Dichter
(n): “Who can not wepe, com lerne of me“, den uns schon
aus T (669 und sonst) bekannten Refrain; ähnlich sagt sie im
Cursor Mundi (Y):
24440 ff.) Qua ne wist forwit quat weping were,
Do list to me and fai mai here,
For nu wat i inogh.
Dieser Gedanke muß populär gewesen sein; verbunden mit des
Dichters Antwort (12): “y cowde not wepe, y was so hard her-
tyd“ erinnert er an die Worte des B.-Tr. (30 ff.): (Bernhard:)
Mihi . . lachrymas illas infunde , quas ipsa habuisti in sua passione
. . . (Maria:) tu cum lach'rymis scribe ea, quae cum . . doloribus
ego persensi . . . (B.:) ego . . cor lapideum habens flere non possum.
Doch glaubte Maria, die Natur werde ihn, den Dichter und
Menschen, zu Tränen zwingen ; Christus sei ja sein Vater gewesen
— später (30) nennt sie ihn seinen Bruder (cf. zu F 32 und
Skelton a. a. O. Vers 38 u. 47). Wie so oft, bittet sie auch
hier angesichts des entstellten Leichnams 1 ): ,,Brich, mein Herz!“
„Wer könnte sich bei diesem Anblick der Tränen enthalten?“
(cf. T 615 ff.)
Zwei andere Gedichte gleicher Einkleidung, V und W, sind
nicht unwesentlich älter; die Hss. stammen (nach Angabe des
Herausgebers FurnivallV etwa aus den Jahren 1430 (V) und 1420
(W), doch ist unzweifelhaft W jünger, eine Nachahmung und sehr
dürftige Ergänzung von V.
Der Dichter begegnet auf dem Wege nach Jerusalem der
trauernden Gottesmutter, die (in V) von Golgatha zurückkehrt
und ihm nun — monologisch — von ihrem Leid am Kreuz und
ihren Klagen dort berichtet; diese erzählten Klagen und die des
') Statt “cord“ (21) möchte ich “cors (ne. corpse) oder “corn“ lesen
vgl. This corn was repyn and layd to grownde
full sore beten and ffaste bownd
Balliol Ms. XCVI {Anglia XXVI, 258 (Flügel) und Flügel’s Ne. Lesebuch
S. 112). Die Gedichte der Hs. sind nur wenig jünger als U. Vgl. auch Schönbach :
Altd. Fred. I S. 18,28.