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Ein neuer schwacher Versuch des Johannes, sie zu trösten,
ist 'wieder ohne Wirkung; sie richtet nun Vorwürfe gegen den
Tod (424 ff.) und den wortbrüchigen Gabriel (435 ff.). — Z hat
hier nichts Entsprechendes; nur ganz allgemein kehren die Ge
danken dort wieder. — Sie bittet Gott, ihr den Tod zu senden,
der ihrem Sohne Unrecht tat (cf. I 1256); eine Apostrophe an
den Tod in diesem Sinn haben auch I, L, T und der Bernhards-
tractat; in L und T ist sie ebenfalls mit einer solchen an Gabriel
verbunden, wie sie seit dem Ev. Nie. häufig sind (lat. I, Greban,
it. LI und sonst). — Ihre ratlose Frage: “my lyfe how shall I
lede?“ (443) hören wir schon im Ev. Nie.: norcmriv ßiorrjv öia^o)'
Während des Begräbnisses Jesu bleibt Maria stumm; erst bei der
Himmelfahrt (XXIX, cf. York Plays XLIII) hören wir wieder von ihr.
Nach seiner Auffahrt fühlt sie sich unter seinen Feinden vereinsamt
und bittet (304 f.) ihn, sie zu sich zu nehmen, wie sie ja schon vorher
(bisweilen an Jesus gewandt, z. B. Z 341) zu sterben wünschte. —
Es hat sich gezeigt, daß die Klagen der Towneley Plays
sehr oft mit denen der Lamentacio (Z) übereinstimmen, zu oft,
als daß man den Zufall dafür verantwortlich machen könnte.
Da Z wahrscheinlich älter ist, als der genannte Cyclus — es
wird von Brandl (S. 640) noch vor die Mitte des 14. Jahrhunderts
gesetzt —, und da es auch, wie die zahlreichen Hss. zeigen,
überall in England verbreitet war, so darf man wohl annehmen,
daß es dem Dichter jenes Cyclus bekannt war. — Die Anklänge
an die Planctus der York Plays genügen nicht, um diese auch
hier als von den Towneley Plays benutzt zu erweisen.
Im Gegensatz zu den besprochenen (P, Q) ist die Klage
der Chester Plays (R) (a. a. O. S. 61) sehr kurz und monologisch
gehalten. Ihr einziger Gedanke ist der Wunsch, für den Sohn
zu sterben — der Wunsch, den Maria gleich zu Beginn ihres
Planctus im B. Tr. äußert, der also durchaus geläufig ist. Zu
Anfang desselben gedenkt der Verfasser auch der Zeit, da sie
ihren Sohn noch selbst nährte — und dieser Zeit erinnert sie
sich auch in R (cf. B, T und sonst). — Im Verlauf der Kreu
zigungsscene wird der Jungfrau Maria noch eine kurze Strophe
zuzuweisen sein (S. 64 Marye the firste); sie fühlt ihr Herz brechen
und bittet den Tod um Erlösung (cf. zu Q 399 bezw. 424),