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Nun hat Sch. nachzuweisen gesucht, daß lat. VIII die Quelle
der deutschen Mkl. sei, indem er eine Anzahl von den deutschen
Klagen gemeinsamen „Versikeln“ als Wiedergabe gewisser Strophen
der Sequenz bezeichnete. Bei manchen Versikeln läßt es sich
bestreiten, daß sie mit den angegebenen Entsprechungen aus der
Sequenz etwas zu tun haben, so I; IV und IX teilweise; X (wo
Sch. selbst unsicher ist); XII; XIII. Ferner führt Sch. selbst
XIV—XVIII nicht auf die Sequenz zurück, so daß von den 18
Versikeln nur wenige aus der Sequenz hervorgegangen sein könnten
Nun lassen sich aber fast alle Versikel ohne Mühe auf den ge
nannten B.-Tr. zurückführen. Milchsack hat mehrfach') eine
mhd. Übersetzung desselben, Unser Vrouwen Klage 2 ) (ed. Milch-
sack, Paul und Braune’s Beiträge V,291), als Quelle der Versikel
namhaft gemacht, ist aber den Beweis schuldig geblieben. Die
Frage, ob tatsächlich diese deutsche Zwischenstufe zwischen Tractat
und Versikeln anzunehmen ist, will ich hier offen lassen. Da,
wie wir sahen, ein Teil der Sequenz in den B.-Tr. aufgenommen
ist, erklärt sich auch das mehrfache Anklingen der Versikel an jene.
— Ich vergleiche nun die Versikel mit dem Tractat und dessen
ziemlich getreuer Bearbeitung in ,,Unser Vrouwen Klage“ :
Vers. I cf. U. Vr. Kl. 952—54 (cf. A. 157 ff.?)
II u. III (wohl meist combiniert) cf. A. 160 f.
IV, 1 cf. A. 142 cf. U. Vr. Kl. 525 f.
IV, 2—4 undX (kint, nü sprich etc.) ist weder in A. noch
U. Vr.Kl. nachweisbar, wohl aber in der jüngeren ,,Vita beate virginis
Marie et salvatoris rythmica“ des Hugo von Trimberg 8 ) (auch
,,Vita metrica“ genannt; Ausg. von Vögtlin, Bibi, des litt.
Vereins 180), wo V. 5224 ff. (mit einer nur in Mu. erhaltenen
Variante) dieselben Gedanken erscheinen.
*) Paul uns! Braune’s Beiträge V, 293 (cf. VII, 201 f.); Bibi, des litt.
Vereins 150 S. 290 fr. Ihm schließt sich Piper: Geistliche Dichtung des Mittel
alters S. 305 f. an.
2 ) U. Vr.Kl. wird bei Sch. und Mone (Schauspiele des. Mittelalters) als
„Spiegel“ bezeichnet.
8 ) Vgl. A. Jäcklein, H. v. Tr, Verfasser einer „Vita Mariae rhythmica“,
Progr. Bamberg 1901,