Full text: Der Lautstand der föhringischen Mundart

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Eine vorurteilsfreie betrachtung scheint mir zu folgenden ergeb- 
nissen zu führen. Nach Tacitus und Ptolemaeus wohnten die Friesen 
zwischen der Rhein- und Emsmündung, östlich von ihnen die Chauken. 
Der name dieses Stammes schwindet früh aus der geschichte, und sein 
gebiet ist im 8. jahrh. von Friesen bewohnt. Diese haben sich auch 
nach dem norden gewandt und die gebiete nördlich der Eider besiedelt, 
wann ist nicht genau zu ermitteln. Die erste einwandfreie nachricht 
stammt von Helmold aus dem jahre 1150 (bei Langhans, Über den 
Ursprung der Nordfriesen s. 27: Kanutus fuga lapsus venit in Saxoniam. 
Post modicum tempus rursus venit in Daniam et receptus est a Friso- 
nibus, qui habitabant Iuthlandie). Das nächste Zeugnis liefert Saxo 
Grammaticus a. a. o. Yon da an mehren sich die nachrichten. Wir finden 
die Nordfriesen hier, losgelöst von ihren südlichen stammesgenossen, 
mit den Dänen in endlose kriege verwickelt. Bald behaupten sie ihre 
freiheit, bald stehen sie unter dänischer botmässigkeit. Historisch be 
deutsam ist ihr glücklicher krieg gegen könig Abel, dessen heer die 
vereinigten nordfriesischen barden 1552 am Milderdamm vernichteten 
(vgl. Heimreich, Nordfriesische chronik I, 207—210; Mickelsen, Nord 
friesland im mittelalter s. 74 — 80). Doch bald wurde ihre freiheit von 
neuem bedroht. Das ende der langwierigen kriege war, dass im frieden 
zwischen könig Erich und dem herzog Adolf VIII. von Schleswig im 
jahre 1435 die nordfriesischen harden an das herzogtum Schleswig kamen, 
ausser Westerlandföhr und List auf Sylt (Michelsen, Nordfriesland im 
mittelalter s. 147), die bis 1864 unter dänischer herrschaft geblieben sind. 
Damit wäre die frage entschieden, wenn nicht in jüngerer zeit 
behauptet worden wäre, die Föhringen, Amringen, Sildringen und Helgo 
länder seien streng genommen gar keine Friesen. Zum beweis führt 
man zunächst an, dass sie nur die bewohner des festlandes und der 
halligen Friesen und deren spräche friesisch nennen, während sie sich 
selber stets nach ihrer insei als Föhringen, Amringen usw., ihre spräche 
Holstein, geschichte s. 1; Eichhorn, Deutsche staats- und rechtsgeschichte, 5. auflage, 
Göttingen 1843, 1,45; Clement, Die lebens- und leidensgeschichte der Friesen, Kiel 
1845; Reise durch Friesland, Holland und Deutschland, Kiel 1847; Das westgerma 
nische element in der englischen spräche, Herrigs archiv IV, 235—278. Zu b) vgl. 
ferner Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum, 1,15; Saxo Grammaticus, Danica 
Historia 235; Heimreich, Nordfriesische chronik, ed. Falck, Tondern 1819, I, 58; 
Danckvverth, Newe landesbeschreibung der zwei herzogtümer Schleswig und Holstein 
s. 90—91; Dahlmann, Geschichte von Dänemark, Hamburg 1840,1,16 und anm.; Kruse, 
Über den Ursprung der Friesen an der Westküste Schleswigs, Schleswig-Holsteinische 
provinziaiberichte 1793, II, 245fgg.; Sach, Das herzogtum Schleswig, Halle 1899, 
2. abt. s. 134.
	        
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