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unmöglich, sich nach der mangelhaften Wiedergabe auch nur eine an
nähernde Vorstellung von der gesprochenen spräche zu machen. Diese
arbeiten sind daher mit äusserster Vorsicht zu benutzen und eigentlich
nur von dem, der sie stets auf die lebendige rede des Volkes be
ziehen kann. Dann sind sie als materialsammlungen oft sehr schätzens
wert (so Johansen, Die nordfriesische spräche nach der Föhrer und
Amrumer mundart, Kiel 1862 und Clements sämtliche Schriften, die
leider unter dem Vorurteil einer allzu nahen Verwandtschaft des friesi
schen mit dem englischen leiden und aller wissenschaftlichen objectivität
entbehren). Eine ausführliche arbeit über die auf Föhr und Amrum ge
sprochene spräche wird von Bremer vorbereitet, ebenso ein amringisch-
föhringisches Wörterbuch mit benutzung des nachlasses von Mechlenburg
(in der stadtbibliothek zu Hamburg).
B. Phonetische beschreibung der mundart.
I. Phonetische analyse der einzellaute.
1. Die vocale.
Zungen
steil ung
Vordere
geschlossen
3 gebiet
offen
Mittlere
geschlossen
s gebiet
offen
Hi
geschlossen
nteres geb
mittel
iet
offen
hoch
l y
i i y
ü
u
mittel
e
e e a
0
0 a
0
Q
niedrig
— o
a a
a ä
0
§ 1. Vocalarticulation im vorderen mundgebiet.
1. Mit höchster Zungenstellung.
Das geschlossene i wird mit der höchsten Zungenstellung ge
bildet. Die zunge berührt die hintere wand der schneidezähne. Infolge
der straffen Spannung der museulatur des zungenrückens wird die
vorderzunge nach beiden seiten breit auseinandergezogen, so dass die
seitenränder auf dön eck- und vorderen backenzähnen ruhen. In der
mitte der zunge zieht sich eine rille entlang, die nach hinten zu breiter
und flacher wird. Das geschlossene i kommt nur als länge (?) vor.
Von dem l ist quantitativ und qualitativ verschieden das kurze,
offene i. Es unterscheidet sich durch eine geringe zungensenkung und
eine schlaffere articulation. Die Zungenspitze legt sich nur lose an die
hintere wand der unteren schneidezähne. Die ränder berühren ziemlich