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als föhringisch, amringisch usw. bezeichnen. Mir will es dagegen als
selbstverständlich erscheinen, dass sich die bewohner einer insei als eine
einheit fühlen und sich nach ihrer engsten heimat benennen. Fragt
man übrigens die insulaner nach ihrer weiteren Stammeszugehörigkeit,
so antwortet jeder, dass er Friese sei. Die benennungen nach den ein
zelnen insein sind aber schon früh aufgefallen 1 . Neuerdings haben Möller
und Bremer gewicht darauf gelegt.
Für wirklich zuverlässig gelten nur die argumente sprachlicher
natur, denn was etwa Möller, Das altenglische volksepos s. 85 an unter
schieden zwischen den Nordfriesen und den insulanern anführt, halte ich
mit Siebs, Geschichte d. engl.-fries. spr. s. 25 — 26 und Sach, Das herzog-
tum Schleswig, abt. 2, 269, anm. 2, für belanglos. Teils sind die er
wähnten unterschiede nicht da, teils aus äusseren bedingungen, wie
bodenbeschaffenheit und dergl. leicht erklärlich. Anders verhält es sich
mit dem, was Möller über die spräche sagt. Hier stehen wir auf wissen
schaftlichem boden. Möller, an den sich Weiland anschliesst, und Bremer
stellen die inseldialekte dem angelsächsischen, speciell dem westsächsi
schen, besonders nahe. Siebs dagegen hält die spräche in den haupt-
sachen für friesisch, nur in einigen punkten stehe sie dem angelsächsi
schen näher 1 2 .
Wer von den genannten forschern dem ziel am nächsten ist, ver
mag ich nicht zu entscheiden. Ich glaube, dass eine befriedigende lösung
der schwierigen frage vor der hand schlechterdings unmöglich ist. Es
müssten erst alle friesischen resp. sogenannten friesischen dialekte unter
sucht und miteinander sowie mit den altfriesischen und altenglischen
dialekten verglichen werden. Damit hats aber noch gute weile und so
lange bleibt die frage offen. Soweit bis jetzt von einem positiven resultat
die rede sein kann, ist es dieses, gegen das die einzelnen ansichten
convergieren: die dialekte von Föhr, Amrum, Sylt und Helgoland haben
eine ganze reihe von lauterscheinungen mit dem nordfriesischen des
festlandes und der halligen gemein, sind aber trotzdem nicht ohne wei
teres mit diesem zu identificieren, denn abweichend vom nordfriesischen
stehen sie in einigen punkten dem altenglischen näher; mithin muss
1) Über die belege in der älteren und neueren litteratur vgl. Bremer, Ndd.
jb. XIII, 3.
2) Ygl. Möller, Das altenglische volksepos s. 85; Weiland, Die angeln s. 156;
Siebs, Geschichte der fries. spr., P. gr. 1 2 , 1157fgg.; Bremer, Ndd. jb. XIII, lOfgg.
und P. gr. III 2 , 848 — 49. Sach, Das herzogtum Schleswig, 2. abt. s. 264 kommt auf
ethnographischem wege zu demselben ergebnis wie Bremer,