A. Lange Vokale. 1 )
§ 4. Engl, ä [Lautw. langes a (ä)]. s )
Engl, langes a erscheint in der Sprache G.’s durchgehends
als a [Lautw. a], * * 3 ) welches vor Nasalen zu nasalem a (ä) 4 ) wird.
Beispiele: yEdelgär > Edelgar : char (4097:98);
Güdläc > Gudlac;
Räulf*) > Raul;
zEdelstän > Adelstan : ban (v. 2260),
: an (v. 3516).
Anm. Als engl. Form für Wolstanet (vv. 3991, 4002) und
Wlstanet (v. 4023) ist wohl das in der S. Chr. häufiger vor
kommende Wulfstän, was allerdings nie der Name eines Zwerges
ist, zu setzen. Woher G. die Geschichte mit dem Zwerge Wol
stanet hat, ist mir nicht bekannt. Vielleicht ist der Ausgang
-et Diminutiv-Suffix, welche Annahme, da es sich um den
*) Unter die langen Vokale werden einbezogen auch diejenigen langen
Vokale, welche auf ursprüngliche Diphthonge zurückgehen.
*) Die Bestimmung der engl. Lautwerte habe ich auf Grund der Unter
suchungen und Angaben Bülbrings, Kaluzas, Kluges, Luicks, Morsbachs, Sievers'
vorgenommen ; überdies erhielt ich hierüber durch die Vorlesungen und Besse
rungsvorschläge von Herrn Prof. Holthausen dankenswerte Anweisungen.
8 ) Die agn. Lautwerte sind durch Beobachtung der Reime und auf
Grund der Untersuchungen von Meyer-Lübke, Schwan-Behrens, Stimming,
Suchier und anderer bestimmt worden. Erforderlichenfalls sind Hochtonvokale
und Tieftonvokale gesondert behandelt worden.
4 ) Inbetreff der Nasalvokale, deren Entwicklungsgeschichte im Einzelnen
noch wenig aufgeklärt ist, sei besonders verwiesen auf: Koschwitz, Grammatik
der nfrz. Schriftsprache I, S. 49 ff.; Meyer-Lübke, Grammatik I, S. 308 ff.;
Suchier, Altfranzös. Grammatik, S. 61 ff.; Körting, Handbuch der rom. Philol.
S. 385 ff.; Schwan-Behrens, Grammatik, VI. Auf!., S. 127 ff.
*) Obwohl Räulf (< Rädulf < Rädwulf) wahrscheinlich nicht angel
sächsischen, wie Stark [a. a. O. Bd 53. S. 462 und 470] meint, sondern wohl
roman. od. anord. Ursprungs ist, wird dieser Name hier herangezogen, weil
er sicher früh [s. Sr'Chr. Hs. E a. 1052] in die engl. Litteratur gedrungen
und von den Engländern als Name benutzt wurde. — In Hs. R. finden sich
für Räulf die Schreibweisen Raul (4) und Rauls (1). Über engl. ausl. -lf >
rom. -1 vgl. Morsbach, Die angebl. Orig. etc. a. a. O. S. 308. G.’s Vorlage
hatte wohl Raulf (s. S. Chr. Hs. E und D a. 1052 etc.) und es ist anzunehmen,
daß auch G. Raulf schrieb, wenigstens lassen dies die Schreibweisen in Hs.
D. vermuten (v. 5066 hat D. Rauf, v. 5690 Rauf, v. 5686 Raulf).