40
M. Oberg, Die Metamorphose der Plankton-Copepoden der Kieler Bucht.
4
Methoden.
Es wäre das Einfachste gewesen, die Entwickelung durch direkte Züchtung zu verfolgen, doch
schlugen dahin gerichtete Versuche bei der großen Empfindlichkeit solcher Planktonorganismen infolge
mangelhafter technischer Hilfsmittel fehl, und, um keine Zeit zu verlieren, verfolgte ich einen anderen Weg.
Aus Planktonproben aller Jahreszeiten, die .ich zum Teil der liebenswürdigen Hilfsbereitschaft des Herrn
Dr. Apstein verdanke, wurden alle vorkommenden Copepoden-Nauplien gezeichnet, wenn sie sich von
etwa schon vorhandenen Zeichnungen auch nur durch noch so geringfügige Abweichungen unterschieden.
Eine Verwechselung mit Jugendzuständen anderer Entomostraken war dabei ja ausgeschlossen und litorale
Copepoden-Larven verirrten sich, wie sich bald zeigte, nur ganz selten ins Plankton. So wurden in aller
dings etwas mühsamer Weise die 6 Entwickelungsreihen der Nauplien zusammengestellt. Die Zuweisung
dieser zu den richtigen Spezies waren nun anfangs nicht möglich; daher stellte ich zunächst in gleicher
Weise die Copepoditen zusammen, und lernte so auch deren jüngste Stadien mit Sicherheit ihrer Art
zugehörigkeit nach zu erkennen. Nun wurden älteste Nauplius-Stadien lebend isoliert und als es mir nach
mancherlei Fehlversuchen und Mißerfolgen gelang, sie bis über die kritische Häutung weg zu erhalten,
war es ein Leichtes, an den nun vorliegenden Copepoditen die Artzugehörigkeit des Nauplius zu bestimmen.
Die bei diesen Züchtungsversuchen anzuwendenden Vorsichtsmaßregeln sind, wenn man erst auf
sie aufmerksam geworden ist, einfach.
Beim Fang ist darauf zu achten, daß der Netzeimer allseitig dicht ist, damit die Tiere sich in einer,
wenn auch kleinen Wassermenge ansammeln und nicht beim Absetzen auf dem Gazeboden gequetscht
werden. Das Transportgefäß muß viel Wasser, aber wenig Plankton enthalten. Das Aussuchen erfolgt am
besten in flachen Schalen auf dem Präparierstativ unter der Lupe, doch muß darauf gesehen werden, daß
nicht der warme und kohlensäurereiche Atem das Wasser mit den Tieren trifft. Das ist lästig, aber meiner
Erfahrung nach unerläßlich. Die einzelnen Tiere werden mit der sorgfältig gereinigten Pipette aufgesaugt
und in Tropfen von etwa Pfenniggröße isoliert. Für die kurze Zeit, die hier in Betracht kommt, genügt
das, denn die Züchtung gelingt sowieso nur, wenn die Tiere dicht vor der Häutung stehen. Die Objekt
träger, jeder mit einem Tropfen, wurden in der feuchten Kammer im Kühlen aufbewahrt.
Unter den Konservierungsmitteln war für meinen Zweck einfach und ausreichend der Alkohol von
75% und späteres Überführen in stärkeren. Für die Untersuchung erwies es sich als nützlich, die ganze
Planktonprobe in starker Pyrogallussäure zu färben und als Einschlußflüssigkeit eine konzentrierte Lösung
von Kali causticum in reinem Glyzerin zu verwenden. Die Tiere werden dabei durchsichtig genug, um
auch verdeckt liegende Teile erkennen zu lassen, ohne daß doch die Konturen des gefärbten Chitins ver
schwommen. Die Deckgläser müssen unbedingt gestützt werden.
Als stärkere Objektive wurden verwendet derZeiß’sche Achromat E und die homogene Immersion
Apochromat 3 mm Ap. 1,40, deren großer Objektabstand das Operieren mit unzerlegten Objekten bei einiger
Vorsicht erlaubt.
Alle wichtigeren Teile wurden aber auch isoliert untersucht.
Charakterisierung der einzelnen Spezies nach ihren Jugendformen.
Pseudocalanus elongatus und Paracalanus parvus.
Ihre Nauplien unterscheiden sich nur durch die Größe — die einzelnen Stadien von Paracalanus
erreichen etwa nur 3/5 der Größe der gleichen Stadien von Pseudocalanus — und ähneln ganz auffallend
dem von Grobben beschriebenen Nauplius von Calanus finmarchicus-: Der vordere Abschnitt des Körpers
ist unter dem Kopfschilde verborgen, das als gewölbte und seitlich etwas komprimierte Chitinplatte Rücken
und Flanken deckt. In der Aufsicht ist es etwa elliptisch und unter ihm ragt nach hinten und im stumpfen
Winkel ventralwärts der hintere Abschnitt des Leibes hervor, der nur wenig schmäler ist als der vordere,
sich gegen das Ende leicht verjüngt und plötzlich mit der querabgestutzten Furkalanlage endet, von der
dorsalwärts der After liegt. Die Länge des hinteren Leibesabschnittes ist anfangs gering, hat aber auf dem
VI. Stadium die des vorderen beinahe erreicht. Die Furkalbewaffnung besteht aus zwei kräftigen Haken,