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M. Oberg, Die Metamorphose der Plankton-Copepoden der Kieler Bucht.
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Die erste Maxille.
Die erste Maxille fehlt den Stadien I und II vollkommen; ihr erstes Auftreten ist charakteristisch
für Stadium III. Nur Oithona macht hiervon eine Ausnahme. Bei ihr findet man nämlich lateral von der
Stelle, wo auf Stadium III die deutliche Anlage der Extremität bemerkt wird, einen kleinen Höcker mit
2 sehr feinen aber langen Borsten. Ob diese Borsten direkt in die der Maxille übergehen, dies Gebilde
also wirklich schon eine erste Anlage darstellt, kann ich nicht entscheiden. Es erscheint mir aber wenig
wahrscheinlich, denn entweder müßte man annehmen, daß das Maxillar-Segment bei Oithona eher angelegt
wird, als bei den anderen, oder daß die Maxille vor dem dazugehörigen Segmente auftritt. Außerdem
erscheint der Höcker nicht genau an der richtigen Stelle.
Diejenige Bildung, die dann überall mit Sicherheit als erste Maxillaranlage auf Stadium III anzu
sprechen ist, hat stets die Gestalt eines Wulstes, der ventral und etwas seitlich verschoben, der Stelle ansitzt,
die für das vierte Segment in Anspruch genommen werden muß. Dieser Wulst beginnt etwas furkalwärts
von der Mandibel und steigt ganz sanft an, dagegen fällt sein furkaler Rand steil ab und da dieser außer
dem etwa halbkreisförmig ist, erhält das ganze Gebilde das Aussehen einer der Unterlage fest angewachsenen
Schuppe. Dieser furkale Rand trägt bei Temora und Acartia eine, bei Oithona zwei Borsten.
Auf dem nächsten Stadium (IV) ist die Extremität in ihren Grundzügen bereits erkennbar. Zunächst
hat sich ein Coxopodit abgegliedert, der bei den Calaniden, Centropagiden und Oithona ganz gut, weniger
deutlich bei Acartia zu erkennen ist und bei den ersteren beiden sogar schon in einer leichten medianen
Vorwölbung die Anlage der Lade zeigt. Diesem Coxopoditen sitzt die übrige Extremität wie eine rundliche,
wohl abgegliederte Flosse an, die außer bei Acartia in einer terminalen Einkerbung den Beginn der Zwei
ästigkeit verrät. Bewaffnung und weitere Gliederung zeigen Anfänge zu Zuständen, die auf Stadium VI
deutlicher hervortreten.
Verfolgen wir nun zunächst die weitere übereinstimmende Entwickelung bei Calanien und Centro
pagiden, so finden wir auf Stadium VI an dem wohlentwickelten Coxopoditen eine recht kräftige Lade an
gelegt, die in einem Paar kurzer Zinken sogar schon die Andeutung einer Bewaffnung trägt; der dorsalen,
distalen Ecke sitzt eine Borste an. Die übrige Extremität zeigt nun bei den Centropagiden keine Gliederung
weiter, abgesehen von der Einkerbung als Anlage der Zweiästigkeit, wohl aber erkennt man verschiedene
Differenzierungen am Innenrande. Hier hat sich zunächst von jenem Teil, den die Einkerbung nicht erreicht,
eine daumenförmige Lade abgesondert. Es ist dies der Lobus internus II des reifen Tieres, den man also,
besonders deutlich bei Temora erkennbar, zum Basipoditen, jedenfalls aber nicht zum Coxopoditen rechnen
muß, von dem der ganze Abschnitt sehr deutlich abgesetzt ist. Distal folgt nun die Anlage des Lobus
internus III. Diese ist vom Lobus II sehr deutlich und tief getrennt, dagegen von jenem Teil, der durch
die terminale Einkerbung als Endopodit gekennzeichnet ist, nur durch eine mehr oder weniger seichte
Einkerbung bei weitem nicht so deutlich abgesetzt. Das macht mich der Ansicht geneigt, daß wir es hier
mit einem Anhang des Endopoditen zu tun haben, und dann natürlich von dessen erstem Gliede. Weiter
haben wir noch am Innenrande 3 Borstengruppen, die auf 3 weitere Glieder hinweisen, so daß im ganzen
4 Glieder vorhanden sind, was zu der Andeutung der Viergliedrigkeit am Endopoditen der Mandibel
passen würde.
Der durch die terminale Einkerbung abgeteilte Außenlappen der Schuppe stellt den Exopoditen
dar. Er ist bei den Calaniden ebenso wie das Endglied des Endopoditen durch eine Gelenkfalte abgesetzt
und trägt am Außenrande und am Ende Borsten.
Nach der Häutung zum Copepoditen-Stadium I haben wir folgende Änderungen zu notieren: Am
Coxopoditen ist die Außenborste verschwunden, die Lade ist mächtig ausgewachsen und trägt mehrere
Reihen Borsten und Kauzinken von Dolchklingenform. Die Gelenkfalte gegen den übrigen Teil der
Extremität ist vollständig scharf und deutlich. Am proximalen äußeren Rande dieses übrigen Teiles der
Extremität, also einer Partie, die man doch wohl für den Basipoditen in Anspruch nehmen muß, ist der
Epipodialanhang, Lobus externus I, hervorgewachsen; er ist vom Coxopoditen vollständig getrennt durch
die Gelenkfalte, befindet sich auch auf diesem Stadium noch viel weiter distal als dieser, und sitzt dem