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M. Oberg, Die Metamorphose der Plankton-Copepoden der Kieler Bucht.
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Oithona von den Gymnopleen ab, und ähnelt entschieden mehr dem Cyclops-Nauplius, wie ihn Claus
zeichnet und beschreibt, wenn ich mich auch mit seiner Deutung der einzelnen Teile nicht einverstanden
zeigen kann. Er schreibt: (Zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte, Seite 53): „Das dritte Gliedmaßen
paar besitzt einen verhältnismäßig gestreckteren und größeren Basalabschnitt, da die Gliederreihen
in Umfang und Entwickelung weit mehr zurücktreten. Der ventrale Anhang (id est Endopodit) bildet zwei
Glieder, deren erstes auf ein kurzes, oft kaum sichtbares Segment beschränkt ist, während das zweite in
Gestalt eines zungenförmigen Anhangs nach der Medianlinie des Tieres zugekehrt und durch den Besitz
einiger Borsten ausgezeichnet ist. Oberhalb (soll wohl heißen: proximal) seiner (scilicet: des ganzen
Endopoditen) Insertion findet sich noch ein dreieckiges Glied, dem Basalteile eingefügt, welches mit
3 großen gefiederten Borsten besetzt ist und seiner Bedeutung nach morphologisch und physiologisch mit
der Erhebung an der Basis des zweiten Fußpaares parallelisiert werden kann. Der dorsale Anhang
(Exopodit) entspricht ebenfalls dem gleichnamigen der mittleren Gliedmaße, besteht indessen nur aus
4 kurzen Gliedern, die lange Borsten tragen.“ Man sieht, diese Beschreibung paßt in der Wiedergabe der
Tatsachen auch auf Oithona, sobald man sie etwas ergänzt, in der Deutung erscheint sie mir mißlungen,
vielleicht, weil der Blick dieses Forschers durch seine damaligen Ansichten über das spätere Schicksal
dieser Gliedmaße überhaupt etwas getrübt war. Zunächst ist ihm die Zweigliedrigkeit des Protopoditen
entgangen; so zeichnet er denn zwar ganz deutlich (Fig. 71) die Anlage der Lade am Coxopoditen, kann
aber nicht darauf kommen, diese der mächtigen Lade der zweiten Antenne zu homologisieren. Am
Basipoditen fällt im Vergleich zu den Gymnopleen auf, daß er nicht zu einer Lade aufgetrieben ist und
nur zwei nicht sehr kräftige Borsten trägt. Dagegen soll er nun jenes dreieckige Glied, mit 3 Borsten
bewehrt, besitzen. Es fällt einem allerdings sofort auf, betrachtet man es aber mit unseren modernen
Instrumenten genau, so sieht man, daß es proximal von einer kleinen runden Scheibe entspringt, die ver
mittels ihrer einen Fläche mit dem Basipoditen, vermittels ihrer anderen Fläche mit dem Endopoditen
artikuliert. Vergleicht man dies nun mit den Befunden bei den Gymnopleen, so erkennt man ohne weiteres,
daß man in diesem dreieckigen Plättchen nichts anderes vor sich hat, als die excessiv entwickelte Lade
des ersten Gliedes des Endopoditen, während das Glied selbst, jene kleine runde Scheibe, sehr zurücktritt.
Morphologisch zu vergleichen wäre es also höchstens der sogenannten distalen Lade der zweiten Antenne,
während der physiologische Vergleich mit den Kauhaken an deren Coxopoditen natürlich zu Recht bestehen
bleibt. Der übrige Teil des Endopoditen ist ohne weiteres dem zweiten Gliede bei den Gymnopleen ver
gleichbar und zeigt keine Spur von zwei Untergliedern. Sollte sie bei einem Cyclopen doch Vorkommen,
so wäre daran zu erinnern, daß auch am zweiten Gliede des Gymnopleen-Endopoditen Spuren von Zwei
gliedrigkeit bemerkbar sind, wahrscheinlicher ist es mir aber, das Claus mit seinem „undeutlichen Gliede“
jene kleine runde Scheibe gemeint hat, die bei einigen Cyclopen in der Tat größer zu sein scheint, als bei
Oithona, und deren Zusammenhang mit dem „dreieckigen Plättchen“ ihm entgangen ist. Seiner Beschreibung
des Exopoditen habe ich nichts hinzuzufügen.
Das Resultat der Metamorphose zum ersten Copepoditen-Stadium ist ein für das Genus Oithona
charakteristisches und die Form ihres Mandibulartasters weicht selbst von näher verwandten Genera ab,
(siehe ganz besonders hier Giesbrechts Tafeln). Der nunmehr mit einer kräftigen Lade versehene
Coxopodit trägt nämlich ein relativ langes, stabförmiges Gebilde, das hervorgegangen ist aus der Ver
wachsung zwischen Basipoditen und Glied 1 des Endopoditen. Dementsprechend trägt es auch proximal
am Innenrande eine Borste, die letzte der beiden, die wir oben den Kauborsten an der Lade des Basipoditen
der Gymnopleen verglichen, distal am Ende zwei seltsam geformte Haken, die von zweien der drei Kau
haken des „dreieckigen Plättchens“ abzuleiten sind, proximal am Außenrande den kleinen Exopoditen und
distal einen kleineren Anhang mit drei Borsten, den auch Giesbrecht dem Endopoditen homologisiert und
den ich dessen zweiten Gliede gleichsetzen möchte; ich kollidiere hier nämlich etwas mit Giesbrecht,
der den distalen Teil des stabförmigen Gebildes gleichfalls vom Basipoditen ableitet. Trotzdem möchte
ich meine Deutung aufrecht erhalten und nur darauf hinweisen, daß man bei Giesbrecht’s Abbildung
der Mandibel von Cyclopina (Kieler Copepoden, Tafel VIII, Fig. 19) sich nur die Trennung zwischen
Basipoditen und Endopoditen, Glied I, wegzudenken braucht, um ein der 0#/zorea-Mandibel überraschend
ähnliches Gebilde zu erhalten.