Full text: Beiträge zur Charakteristik der Dichtungen Johs. Ewalds

I. Kapitel 
Klopstocks literarischer Einfluss. 
A. 
Stilistische Besonderheiten 
§ 1. Gleichnisse. 
Gleichnisse fehlen r in der rationalistischen Dichtung' vor 
Ewald vollkommen. Von so phantasiearmen Poeten wie Tullin 
und denen um ihn, die den Zweck der Poesie lediglich darin 
sahen, „dybsindige, men dog forstaaelige Tanker“ einzukleiden 
in „levende, nette og udsegte Ord“, 1 ) darf man kaum etwas 
anderes erwarten. Bei Ewald dagegen finden sich Gleichnisse 
in recht grosser Zahl. Schon hierin verrät sich der Einfluss 
Klopstocks. Aber Klopstocks Gleichnisse sind ganz eigener Art- 
Das Wort Schillers, dass Klopstock allem, was er behandle, den 
Körper ausziehe, um es zu Geist zu machen, trifft besonders 
auf seine Gleichnisse zu. Sie unterscheiden sich darin von 
denen seiner Vorgänger (Homer, Virgil, Milton), dass, während 
diese ein Bild durch ein noch anschaulicheres aus der Natur 
oder dem Leben der Menschen dem inneren Auge näher bringen, 
sie vielmehr ein Gefühl, eine Stimmung dichterisch umschreiben. 
Das Bild des Gleichnisses ist infolgedessen oft verschwommener 
als das zu vergleichende, ja vielfach ist es ganz aus dem Ge- 
*) Raadmand Christ. Braunman Tullins samtlige Skrifter. 3 Bde. 
Kjdbenh. 1770-73. III. Bd. S. 115.
	        
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