Full text: Beiträge zur Charakteristik der Dichtungen Johs. Ewalds

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von den Cantaten und stellt es so dar, als ob er erst nach 
ihnen den Entwurf zu „Ad. og Ev.“ geschrieben habe. Aber 
auf chronologische Treue kam es ihm, der nur einen allgemeinen 
Überblick über seine dichterische Entwickelung hat geben wollen, 
nicht sosehr an, wie verschiedene Ungenauigkeiten in dieser 
Vorrede beweisen. Deswegen hätte sich auch Molbech, der 
durch vielerlei Combinationen zu dem Jahre 1766 als dem Ent 
stehungsjahre der Adamiade gelangt, 1 ) an die unbestimmten 
Aussagen und Andeutungen der „Vorrede“ nicht so festklammem 
sollen. 
Die Verhältnisse liegen also folgendermassen: 1764 ver 
anstaltete die „Gesellschaft für die schönen Wissenschaften“ ein 
Preisausschreiben, an dem sich Ewald mit der „Adamiade“ be 
teiligte, die er spätestens im Januar 1765 einlieferte. * 2 ) Für den 
30. Januar 1765 hat er das mehrfach erwähnte Hochzeitsgedicht 
verfasst. Am 11. September 1765 fiel die endgültige Ent 
scheidung der Gesellschaft, 3 ) nach der Ewalds Dichtung zurück 
gewiesen wurde. Nun machte er sich daran, durch Lektüre 
seinen Geschmack zu verbessern: paa eengang fattede jeg den 
Beslutning, som jeg bekneftede paa det hoitideligste, i de forste 
to Aar ikke at saette Pen til Papiir, og at anvende al denne 
Tid til at lasse (Fortale, Skr. VIII, 152). 4 ) 
Unter der Voraussetzung, dass Ewald gleich auf seine 
beiden Lieblingsschriftsteller, Klopstock und Corneille, verfallen 
') Molbech, Forelsesninger Bd. I, S. 137 und 
„ Levnet, S. 60 ff. S. 82. 
dagegen S. 81: „maaskee allerede 1765“. (?) 
2 ) Daraus, dass Ewald schon 1765 eine grössere Dichtung verfasst 
hatte, erklärt es sich auch — dies wäre sonst wenig verständlich — dass 
Gerstenberg (nach Molbech, Evalds Levnet S. 75) 1766 Ewalds Mutter 
empfehlen konnte, ihren Sohn zu bewegen, sich an dem Konkurrenzaus- 
schreiben für eine Trauercantate auf den verstorbenen König zu beteiligen. 
3 ) Molbech, Evalds Levnet S. 61. 
4 ) Dass man seinen Entschluss, sich alles Dichtens zu enthalten, (und 
natürlich auch die Frist von zwei Jahren) nicht so buchstäblich zu nehmen 
hat, wie es Molbech vielfach in seinen Untersuchungen tut, erweist schon 
der Umstand, dass uns aus den folgenden Jahren die Trauercantaten auf 
Frederik V. und ein Epilog (Skr. II, 137 f.) auf Frue Ryeberg (t 16. 5. 1767) 
erhalten sind.
	        
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