Full text: Beiträge zur Charakteristik der Dichtungen Johs. Ewalds

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Und weiter heisst es ebenda: „Og det er vist, at jeg — 
burde have fulgt saa störe, saa bekiendte, og saa almindeligen 
elskte Formaends Fodspor“. Das setzt doch voraus, dass er 
eine bewusste Änderung an der „bekannten und allgemein be 
liebten“ Rangordnung der unterirdischen Wesen bei Milton und 
Klopstock vorgenommen hat, ganz abgesehen davon, dass doch 
auch er Kenntnis haben musste von dem, was er als allgemein 
bekannt erklärt. 
Entscheidend aber scheint mir der Umstand zu sein, dass 
in „Ad. og Ev.“ Teufel- und Engelgestalten Vor 
kommen, die im „Messias“ fehlen oder ganz anders 
charakterisiert sind. 
Als Statist wird in der Prosaeinleitung zum Mellemsang 
des 3. Aktes Belial aufgeführt als „den lumske og skumle B., 
fordum den smukkeste iblant Cherubim“ (A. 80, 9). Ebenso bei 
Milton: A fairer person lost not Heav’n. (P. 1. II, HO.) 1 ) Bei 
Klopstock dagegen heisst er stets Belielel, und seine einstige 
Schönheit wird mit keinem Worte erwähnt (Mess. II, 370). 
Dem deutschen Epos völlig unbekannt ist der Miltonsche 
Thammuz (P. 1. I, 446 ff.) Bei Ewald tritt dieser Dämon 
unter dem Namen Tammuts auf (A. 80, 15). In der Lutherschen 
Bibel wird er einmal erwähnt als Thamus (Hesek. 8, 14). 
Das deutsche s und das englische z sollen hier den weichen 
s-Laut wiedergeben, hebr. r. Wie unwichtig auch die Ab 
weichung der Schreibung erscheint, so ist sie doch in unserm 
Fall ein seltsamer, aber durchschlagender Beweis dafür, dass 
der Ewaldsche Tammuts aus englischer Überlieferung herstammt. 
Dem z der englischen Namensform nämlich gab Ewald fälsch 
lich den Lautwert des deutschen z, weil er, wie wir nun wiederum 
aus diesem Versehen mit Sicherheit zu erschliessen vermögen, 
Milton in deutscher Sprache a ) gelesen hat. Das deutsche z gab 
9 Ich zitiere Milton nach der Ausgabe von H. C. Beeching. Claren 
don Press. 1900. 
8 ) und zwar in Bodmers Übersetzung (Zürich 1732), die S. 20, 1 den 
heidnischen Gott in der Form Thammutz anführt (S. 30, 5 und 30, 13 
Thammuz).
	        
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