Full text: Beiträge zur Charakteristik der Dichtungen Johs. Ewalds

54 
Weiter wagt 0. nicht zu gehen, weil sich in Ewalds Vorrede 1 ) 
zu der 1. Ausgabe seiner gesammelten Werke die Bemerkung 
findet: Det Engelske var mig aldeles ubekiendt (Skr. VIII, 153). 
Aber ebenda hören wir auch, dass er Shakespeare und Ossian 
in deutscher Sprache gelesen hat. Warum sollte ihm nicht auch 
Milton auf diesem Wege erschlossen sein? 
Ronning’) endlich giebt zu, dass man versucht sei, in 
Miltons „Par. lost“ ein Vorbild fiir Ewalds Drama zu sehen, 
fügt aber hinzu: „saa vidt man kan se, kendte han ikke denne 
digter paa det tidspunkt.“ Aber auch diese Behauptung hätte 
eines Beweises bedurft. 
Anders scheint Liebenberg, der Herausgeber der Ewald- 
schen Werke, zu der Frage zu stehen. Ohne sich näher darüber 
zu äussern, führt er in den Anmerkungen zu „Ad. og Ev.“ zwei 
mal Parallelstellen aus dem „Par. lost“ an (Skr. III; 274, Antn. 
zu 12, 10 u. Skr. III, 279 f. Anm. zu 54, 7). 
Tatsächlich ergiebt sich bei näherer Untersuchung der 
Frage mit unumstösslicher Gewissheit, dass Ewald Miltons 
„Parad. lost“ bekannt war. 
So findet sich, um mit eigenen Zeugnissen zu beginnen, 
in einer Dissertation Ewalds aus dem Jahre 1767 (also vor 
der Umarbeitung des ersten Entwurfes zu „Ad. og Ev.“), betitelt 
„De poeseos natura et indole“ * * 3 ) die Bemerkung: Ita qvomodo, 
si stricte loqvendum, spiritus Miltonis vel ad physica, vel ad 
moralia referes entia? 
Ferner heisst es in der Vorrede zu „Ad. og Ev.“: Fine 
Kiendere have bebreidet mig, at jeg i min Classification af de 
onde Aander er veget baade fra Milton og fra KJopstock etc.“ 4 ) 
Hätte Ewald Milton nicht gekannt, so wäre der Hinweis 
hierauf doch die nächstliegende Antwort auf jenen Vorwurf ge 
wesen, und e'r hätte dann nicht mit weit hergeholten Gründen 
seine Änderung zu motivieren brauchen. 
>) Fortale, Skr.. VIII, 135 ff. 
*) Rwnning, Bd. II, S. 73. 
s ) Skr. VII, 42. 
4 ) Skr. III, 5.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.