Einleitung.
Die moderne Philologie, soweit sie sich damit befasst, die
Geschichte der Litteratur zu erforschen, lässt es sich angelegen
sein, die Stilformen der einzelnen Litteraturwerke zu unter
suchen, und zwar unter dem besonderen Gesichtspunkte, wie
sie sich auseinander entwickelt haben. Nur auf diesem Wege
gelangt man zu einer objektiven Geschichte der Litteratur.
Dem Ästhetiker bleibt es sodann überlassen, die einzelnen littera-
rischen Persönlichkeiten in künstlerischer Hinsicht aneinander
zu messen.
Auf dem Gebiete der neueren dänischen Litteratur ist von
diesem Gesichtspunkt aus noch viel zu arbeiten. Man hat sich
allzu oft mit allgemeinen Eindrücken zufrieden gegeben, anstatt
durch strenge Detailuntersuchung festzustellen, in welcher Weise
und in welchem Umfange die einzelnen Litteraturerzeugnisse von
einander abhängig sind. Namentlich gilt das für denjenigen Mann,
den die dänische Litteraturgeschichte als den ersten echten Dichter
der neueren Zeit zu nennen pflegt, Johs. Ewald. Da findet
man z. B. in jeder seiner zahlreichen Biographien und in jeder
Litteraturgeschichte verzeichnet, dass KJopstock einen grossen
Einfluss auf Ewalds Schaffen ausgeübt habe. Doch ist der
erwünschte Nachweis, dass ein solcher Einfluss wirklich vor
handen ist und wo derselbe hervortritt, bis heute ausgeblieben.
Und doch hat schon vor 50 Jahren Liebenberg den Weg ge
wiesen, als er seiner Ausgabe der gesammelten Werke Ewalds
kritische Anmerkungen beifügte, in denen er hie und da, freilich
nur ganz spärlich, auch die Quellenfrage berührte. Was sich
sonst in verstreuten Bemerkungen bei diesem oder jenem