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und bösen Engeln gedacht, der aus dem „Messias“ in „Ad. og
Ev.“ heriibergenommen ist. Mit rührender Offenheit weist Ewald
selbst in der Vorrede zu dem genannten Drama J ) darauf hin,
wiesehr es sein Bestreben gewesen, „at pryde mit Stykke med
en Tanke, laant af Tydsklands storste Digter(e)“. In der Tat ist
der Einfluss Kjopstocks auf seinen dänischen Schüler nirgends
offensichtlicher als hier. Trotzdem ist meines Wissens noch
niemals ein Versuch gemacht worden, festzustellen, inwieweit
das dänische Drama stofflich von dem deutschen Epos ab
hängig ist.
Es ist hie und da versucht worden, den Einfluss KJop-’
Stocks auf Ewald zu reduzieren und zu verschleiern, so nament
lich von Molbech. Wenn dieser jedoch sagt: „Det er kun enkelte
Steder (hvoraf f. Ex. kan naevnes de onde Aanders Mellemsang
efter 3die Act) hvor man vil spore et mere umiddelbart Gien-
billede af den Kjopstockske Poesie“ oder wenn er Kjopstock
nur „den befrugtende Idee“ zuweist, 3 ) so sind doch das sehr
oberflächliche Bemerkungen. Zudem wird man bei Molbech das
Gefühl nicht los, dass sein Bestreben, Ewald von Kjopstock
loszureissen, ein Ausfluss jener deutsch-feindlichen Bewegung
der 30er und 40er Jahre des 19. Jh. ist, die sich betrüblicher
Weise auch in der Wissenschaft geltend machte. Angesichts
der wiederholten Erklärungen des Dichters über sein Verhältnis
zu Klopstock 4 ) sollte man doch lieber die tatsächlichen Ver
hältnisse untersuchen als so unbegründete Ansichten wie die
Molbechs zu verbreiten.
Ich gebe gern zu, dass z. B. die Kosmologie sowohl in
„Ad. og Ev.“ wie im „Messias“ zu verschwommen ist, ebenso
dass die guten Engel hier wie dort zu wenig charakteristische
Züge tragen, als dass man eine direkte Abhängigkeit nach
9 Skr. III, S. 5.
2 ) Molbech, Ewalds Levnet, S. 90.
3 ) Molbech, Forelaesninger, S. 137 f.
4 ) s. o. und „Fortale“, Skr. VIII, S. 152: enhver, taenker jeg, vil finde
at jeg i dette Stykke i det mindste har viist Lyst nok at danne mig efter
den störe Kl.