Full text: Altdeutsche Schwertmärchen

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mögen, wurde schon (s. 66 ff.) betrachtet. Es bleiben noch 
die zu erörtern übrig, welche ihren Ursprung der wunder 
baren herkunft der waffe verdanken (vgl. s. 68). Es 
wurde (s. 53) auf den Zusammenhang der schwertmärchen 
mit dem Sigfridsmärchen hingewiesen. Von den beiden dar- 
stellungen, wie das Nibelungenschwert erbeutet wird, soll an 
dieser stelle nur die von der erwerbung aus dem horte eines 
drachen berücksichtigt werden. Sie findet sich ganz ähnlich 
in dem (s. 46 ff., 53 ff.) geschilderten märchentypus (vgl. s. 53). 
Fl1r das Nibelungenschwert hat Kauffmann (a. a. o.) die 
lösung gegeben, dass es aus dem horte eines ver 
storbenen stamme und daher seine wunderbare kraft habe. 
Das zauberschwert des märchens befindet sich in der 
unterweit; auf der hadesfahrt bekommt es der held. 
Die verhängnisvolle eigenschaft des totenschwertes ist hier 
geschwunden, weil der märchenheld stets vom erfolge be 
gleitet ist, die siegkraft aber aus ebendemselben gründe 
geblieben. Die erklärung Kauffmanns gilt also auch für 
die märchenschwerter. 
§ 105. Somit gehört dieser schwertmärchentypus in das gebiet 
der kultvorstellungen und der dichtung der urzeit. 1 ) 
Überreste einer primitiven cultur haben wir in diesen volks- 
traditionen zu erblicken. Erwin Rohde 2 ) hat für die Griechen 
anschauungen nachgewiesen, welche genau mit denen unserer 
schwertmärchen zusammen passen. Man gab den toten 
schmuck und andere gegenstände mit ins grab, weil man 
glaubte, dass die psyche zu dem toten körper zurückkehren 
und sich an dem alten besitz noch in der grabeshöhle er 
freuen könne (Rohde 34, 227, 240) 3 ). Durch solche toten- 
gaben suchte man den gestorbenen an sein grab zu fesseln, 
*) Das alter der schwertmärchen deutet auch Olrik an (Sakses 
Oldhistorie 189; vgl. oben s. 43 anm., ebenso zs. d. Vereins f. vulksk. 
II, 118). 
2 ) Psyche. Seelenkult und unsterblichkeitsglaube der Griechen 2 , 
s. 34 ff. 
3 ) Auch Gering (Über Weissagung und Zauber im nord. altert, 
s. 4 f.) leitet „die Uranfänge der Weissagung und des zaubers“ aus dem 
totenkultus her.
	        
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