Full text: Altdeutsche Schwertmärchen

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sagen eigentümliche auf. Das märchen bildete typen heraus, 
indem es das wesentliche wiederholter handlungen hervor 
hob, das unwesentliche, damit also auch die namen, fallen 
liess. Neben den märchen bestanden aber die schwert 
sagen fort, und sie behielten die namen hei. Auch auf 
die frage nach der herkunft der Schwerter, die im märchen 
unbeantwortet bleibt, erhalten wir auskunft. Die beriihrungen 
zwischen beiden gattuugen hörten nicht auf. „Kommt der 
glanz der heldenzeit über ein volk, und bewegen grosse 
taten die gemüter, so erfolgt eine neue Umwandlung der 
sage“. (Grimm K H M III, 410). Die neuen helden 
schmolzen mit den alten zusammen*), deren besungene 
Schwerter samt ihren namen in den besitz der modernen 
helden kamen. Nun verstehen wir auch, warum viele recken 
ein schwere haben können, während umgekehrt einem 
mehrere benannte Schwerter zugeschrieben werden. Hilde- 
brant hat zwei verschiedene Schwerter, von Biterolf und 
Dietleib wissen wir nicht einmal, welche der drei von 
ihnen bekannten waffen dem einen oder anderen zukommt, 
Nagelrinc wird zwei besitzern zugeteilt; ebenso Mal und 
Rose. Dieses schwanken der Überlieferung erklärt sich 
daraus, dass man bald diesen, bald jenen märchenhelden 
mit einem helden des neuen typus kombinierte, so dass er 
nach der einen version dieses, nach der anderen jenes 
schwert bekam. 
Jetzt fällt auch ein licht auf die sonst dunkle stelle 
des Eckenliedes und der h’idrekssaga, in der die Vor 
geschichte des Eckesahs erzählt wird. Freiberg (beitr. 
29, 49) bemerkt zwar: „der versuch, sie zu rekonstruieren, 
wäre müssig und würde kaum zu sicheren resultaten führen“, 
vielleicht lässt sie sich aber doch noch in den hauptpunkten 
feststellen. Die alte schmiedesage, durchwebt mit modernen 
motiven (von der härtung der klinge in der JDräl, die bei 
Troige fiiesst), steht voran. Dann folgt der diebstahl durch 
*) Ygl. auch Bethe (a. a. o. 30): „Je länger die sage lebt, .... 
desto leichter werden die wenigen berühmten helden zueinander in be- 
ziehung gesetzt, da nicht mehr genaue kenntuis die Verwirrung hindert.“ 
98.
	        
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