70
b) Die einzelnen motive der schwertsagen.
§ 87. Auch in der heldensage finden wir wie in den
märchen den auf abenteuer ausziehenden glücklichen mann.
Wolfdietrich ist der jüngste von drei königssöhnen, der
verachtet und als nicht ebenbürtig ausgestossen wird.
Sigfrid ist als glückskind und als heimatloser recke ge
schildert (Kauffmann zfdph. 31, 5 ff). Dietrich und
Ortnit erbeuten ihre Schwerter, als sie abenteuernd umher
ziehen. Auch Orendel sucht in der weit sein glück,
ebenso Wittich, Heime, Biterolf, Dietleib. Diet-
leib ist ein in der jugend unbrauchbarer aschenlieger (vgl.
Schönbach, W S B 136, IX. dazu Jiriczek, afda. 24, 366).
Als dümmling wird Uffo von Saxo geschildert, vielleicht
auch Regnerus.
§ 88. Nun die Schwerter der heldensage. Im besitze einer
zauberwaffe vermag ein held alles zu leisten, was er will
(vgl. Wolfdietrich A 245 f. Eckenlied L. 222); sie steht
ihm als freund in der not bei (Yirginal 149). Ein sieg
bringendes schwert ist das des Wolfdietrich. Als er ohne
dasselbe gegen seine brüder kämpfte, wurde er geschlagen.
Er hat es zu hause gelassen, um nicht den zorn gottes auf
sich zu laden, wenn er die verderben bringende waffe gegen
seine leiblichen brüder führe. Ortnits Rose kann alles zer
schneiden, wogegen sie geschwungen wird (vgl. Ortnit 112,
116, 187, 206). Dieser zug, der von vielen berühmten klingen
der mhd. epik berichtet wird, soll nichts anderes bedeuten
als die siegkraft. Wie schärfe und siegkraft eines Schwertes
eng Zusammenhängen, zeigt eine stelle des Willehalm (384,
20, oben s. 23), nach der Wittich an einem tage achtzehn
tausend iüann zerhaut wie einen schwamm. Auf Mi min cs
schärfe weisen die schwertproben der Diftrekssaga. Die
waffe zeigt hier auch ihre persönliche kraft (c. 93 f.), da
Wittich erst dann Dietrich überwinden kann, als ihm seine
väterliche waffe zurückerstattet ist. Ähnlich vermag (c. 221)
Dietrich durch Miminc allein über Sigfrid zu siegen (vgl.
Schönbach, W SB 136, IX, 16). Auch Eckesahs ist ein sieg-