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Die erzählung Saxos ist unklar. Vielleicht liegt eine
Verschmelzung zweier Stoffe vor: die sagenhafte hrautfahrt
einer königstochter, und die märchenhafte hefreiung einer
jungfrau aus der gewalt von Ungeheuern. Die Stiefmutter
sucht durch gespenster die hefreiung, die an das schwert
geknüpft ist, zu hindern. Aus Saxos bericht ist die Ver
lobung der jungfrau schwer zu verstehen.
Agnerus und Bia reo fechten (buch II, s. 56) einen § 51
Zweikampf aus, in dem dieser medium Agneri corpus pre-
stantis acuminis mucrone transegit. Die begleiter des Agnerus
werden ebenfalls erschlagen. Utebatur quippe prestantis
acuminis inusitateque longitudinis gladio, quem Leui uocabat.
Von einer dem schwerte innewohnenden Zauberkraft hören
wir nichts. Biarco will (s. 64) für Rolwo kämpfen 1 ) und
spricht von seinem schwerte Snyrtir (wohl appellativum), mit
dem er den Agnerus erschlagen habe ('.(’eutonico certe, qui
Snyrtir dicitur, ense). Rolwos Schwert Hetliingus ist im kämpfe
zerbrochen. 2 ) Vor kurzem (nunc), so erzählt Biarco weiter,
habe er einen königssohn mit dem schwerte erschlagen; weder
panzer, schwert noch heim habe widerstand leisten können:
tarn uiuida ferri
Vis erat, obiectis tardari nescia rebus.
Eine lebendige kraft wohnt dem schwerte inue. Trotzdem
fällt Biarco (s. 67).
Im III. buche erzählt Saxo den streit des Hotherus §52
und Bai der us um Nanna. Hother weiss sieb in den besitz
eines Schwertes zu setzen, mit dem allein Balder getötet
werden kann (Kauffmann, Balder 64ff.): scire se gladiurn,
arctissimis obseratum claustris, quo fatum ei infligi possit. Flunc
*) Vgl. hierzu Jantzen, Saxo Grammaticus, Berlin 1900, s. 102 f.;
Uhlaud, Sehr. VII, 153 ff
2 ) Dass ein mit einem namen versehenes schwert zerspringt,
kommt in der sage selten vor (vgl. o. s. 10, s. 25). Vielleicht hat Saxo
den Zusammenhang nicht mehr recht gekannt. — Die bezeichnung
Teutonicus ensis findet sich schon s. 60, 3 und deutet auf importierte
deutsche klingen. Besonders bairische Schwerter waren weit be
kannt (vgl, unten s. 58 f).