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Diphthong in den steigenden über, und zwar im Centralfrz. schon
früh, im Osten dagegen bleibt te länger. Er sagt darüber: „Von
diesem l'e (<f e), das im Cfz., gerade wie ie (aus ä) früh zu ie
wurde, während im Osten beide ie länger fallend blieben . . . —
Die soeben angeführten Ansichten von Havet, Ulbrich, Neu
mann, Viesing und Cloetta stimmen also alle darin überein,
daß ie (< ä) ursprünglich ein fallender Diphthong war und erst
später steigend wurde. Dieser Annahme steht nun freilich die
Ansicht anderer Gelehrter gegenüber, die in ie von vornherein
einen steigenden Diphthongen sehen. — Besonders eingehend hat
Horning in Ztschr. XI, S. 411 —418 („Über steigende und fallende
Diphthonge im Ostfran/.ösischen“) die Ansichten der eben genannten
Gelehrten im einzelnen zurückgewiesen und widerlegt, daß ie
urspr. fallender Diphthong war, nachdem er schon in La Langue
et la littörature franyaises S. 10 (Chrestomatie) sich kurz gegen
die genannte Ansicht (ie urspr. steigend) ausgesprochen hatte.
Ich schließe mich an Horning an und verweise auch noch be
sonders auf die von Horning gemachten Litteraturangaben. Außer
Horning haben sich für ie (<fä) als ursprünglich steigenden
Diphthongen vornehmlich noch folgende Gelehrte ausgesprochen: 28 )
Böhmer in ,,a, e, i, im Oxf. Roland (R. Stud. I S. 599 ff.“, Mai
1875), Schuchardt Ztschr. II S. 187 (Rezension von Havets Theorie
in Ro. VI 32 i) 29 ) ß. ten Brink, Dauer und Klang S. 20, VV.
Förster, Ztschr. V 591 ff. (Rezension von Ascoli, Una Lettera
glottologica), Schoppe, Assonanzen von Amis und Amiles in Frz.
Stud. III S. 25, Darmestetter und Hatzfeld, L i6 e si£cle en
France § 38 S. 210 und Dict. gen. §§ 297, 307, Meyer-Lübke
Gr. I, §§ 259, 267, Suchier Gr. S. 48 30 ), Sch wan-Behrens (1903)
§ 52b, Bonnard und Salmon, Gr. sommaire §§ 39, 336, während
Lücking S. 67, Nyrop Gr. I 2 192 f. und Bourciez § 41 auf
die Frage, ob ie urspr. steigend oder fallend war, nicht näher
eingehen, sie scheinen aber sämtlich ie anzunehmen. — Was
die Qualität des e in ie betrifft, so sind die soeben aufgeführten
Gelehrten fast alle darin einig, e in ie als geschlossen anzusetzen.
Nur ten Brink setzt urspr. offenes e in ie an (S. 20 1. c.) und
läßt das offene e zu geschlossenem werden gleichzeitig mit dem
Übergang von e (< ä) zu 0 (vgl. S. 40 1. c.) ten Brink hat jedoch
die Annahme eines ursprünglichen Diphthongen ie garnicht be