Full text: Die Entwicklung des französischen Infinitivausganges (Vokal +) palatales l + er

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über den Diphthongen ie gehandelt. Er setzt an beiden Stellen 
ohne nähere Begründung für das afz. den Lautwert ie an, d. h. 
er nimmt offenbar einen steigenden Diphthongen mit geschlossenem 
e an. — Im Gegensatz zu dieser Meinung will Koschwitz, Überl. 
und Spr. S. 46/47, dem ie den Lautwert ie beilegen: „Was die 
Aussprache des e in ie anlangt, so gebührt demselben derselbe 
e-Laut wie dem e aus a, (vgl. darüber a. a. O. S. 23,) da das e 
in ie ebenfalls meist auf a beruht. Man kann das e von ie 
schon deshalb nicht gleich e setzen, weil ie aus a mit ie aus e 
reimt.“ — Diese Ansicht von Koschwitz läßt sich aber nicht 
aufrecht erhalten, vgl. darüber unten die Besprechung von Kosch- 
witz’ Ansicht über e (<Tä). Übrigens hat Koschwitz in seiner 
Gr. der neufrz. Schriftsprache I. Teil Lautlehre (1889) S. 37 
seine Meinung selbst geändert, er setzt dort nämlich für ie die 
Aussprache ie an (also geschl. e): „Die altfranzösische Aussprache 
des Diphthongen ie mit geschlossenem e hielt sich im allgemeinen 
noch im 16. s “ Welches der beiden Elemente des 
Diphthongen im afz. den Ton trägt, läßt K. an beiden Stellen 
unerörtert. An K. schließt sich Rambeau, Assonanzen des 
Rolandsliedes S. 148/149 betreffs der Ausspr. von ie an, wie er 
auch in der Ansicht über die Aussprache des e<fa Koschwitz 
folgt (vgl. darüber weiter unten). „Dieser (sc-Laut in ie) war 
wahrscheinlich zur Zeit des Rolandsliedes der zwischen e u. e lie 
gende Laut teils, weil ie zumeist auf einem lat. a beruht, das 
unter denselben Bedingungen (vor einf. Kons, oder Dental -j- r), 
vorausgesetzt, daß kein vorhergehender gutturaler oder i-Laut 
Einfluß ausüben kann, zu e, dann e (so in der Spr. des Rol., 
vgl. e-, u. q-A§s.) geworden ist, teils weil die spätere Ent- 
wicklung des ie-Lautes ganz analog der des e(<7 a)-Lautes ist.“ —• 
Was die Betonung des Diphthongen ie betrifft, so meint Rambeau, 
daß der Accent von Anfang an auf e gelegen habe, „da es e ist, 
dem lat. e und a entspricht, und i nur als Vorschlag, meistens 
durch gutturalen Einfluß entstanden, den e-Laut modifiziert.“ 24 ) 
Dieser Ansicht, wenigstens in Bezug auf die Sprache des Oxf. 
Roland, stimme ich bei, vgl. weiter unten die Besprechung der 
Ansichten von Neumann, ten Brink, Suchier und Meyer-Lübke. - — 
Entgegen dieser Ansicht Rambeau’s stellte Havet, Ro. VI 
321 ff. ein Jahr früher die Hypothese auf, ie [<.&) müsse im
	        
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