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ist. Das erstere ist jedoch zum mindesten sehr wahrscheinlich,
wenn es auch nicht als eigentlich erwiesen zu betrachten ist 19 ).
— Ist schon diese Frage nicht mit voller Bestimmtheit zu ent
scheiden, so bietet die Lösung der Frage, ob 11 u. 1 in Fällen,
wo sie etymologisch berechtigt wären, wirklich mouilliertes 1 oder
nur linguodentales 1 bedeuten, noch größere, z. T. unlösbare
Schwierigkeiten, da wir auch hier allein auf die Schreibung in
unsern Fällen angewiesen sind 20 ). Nur wo in einem Denkmal
z. B. den Dial. Greg, neben nicht i-haltigen Bezeichnungen solche
mit i (ill, il, ilh . . .) vorhanden sind, läßt sich mit Sicherheit
feststellen, daß auch die nicht i-haltigen Bezeichnungen wirklich
pal. 1 bedeuten sollen. Beispiele siehe bei Ellenbeck 1. c. S. 23.
Ich verweise hier auch wieder auf die betreffenden Stellen in
Matzkes Abhandlung S. 63—92. — Die Lösung der Frage, ob
im Frz. des 16. u. 17. s., während welcher Zeit neben ill u. 11
auch noch illi lli, lh zur Bezeichnung des pal. 1 dienen konnten
(vgl. Koschwitz Gr. I S. 38), stets pal. 1 vorlag, oder ob in manchen
Fällen nur linguodentales 1 gesprochen wurde, führt ebenfalls zu
Schwierigkeiten; man sehe darüber die sich widersprechenden
Grammatikerzeugnisse bei Thurot II S. 305 ff. 81 ). Daß vom 16. s.
ab neben andern orthographischen Unzuträglichkeiten auch die
Bezeichnung des pal. 1 als mangelhaft und reformbedürftig em
pfunden wurde (es bestanden ja, wie eben gesagt, auch in der
neuern Zeit noch mehrere Bezeichnungen), zeigen mehrere Vor
schläge, für die bis dahin üblichen Bezeichnungen von pal. 1 neue,
unzweideutige Zeichen einzuführen. Von diesen Reformbestrebungen
sind mir folgende bekannt geworden : Ramus (Pierre de la Ramee)
schlug 1562 in seiner „Gramere“ als Bezeichnung von pal. 1 das
Zeichen 1 vor, vgl. P. de Julleville III S. 761; Meigret dagegen
in seinem Traite de l’ecriture frangoise (1542) u. „trettö de la
grammere francoeze (1550), (vgl. P. de Julleville III S. 761), wollte
11' (Doppel-1 mit Punkt über der Linie) als Bezeichnung für pal.
1 einführen. Ronsard schrieb in der 2. Ausgabe seiner Fran-
ziade : „Quant ä nostre dcriture, eile est fort vicieuse et corrompue,
et me sernble qu’elle a grand besoin de reformation
et faire charact^res nouveaux pour la double n, ä la mode des
Espagnols, n, pour escrire monseigneur, et une double L pour
escrire orgueilleux;“ vgl. Didot, S. 4/5. — Pierre Corneille empfiehlt