Full text: Die Entwicklung des französischen Infinitivausganges (Vokal +) palatales l + er

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quacul.) in einer Reichenauer Hs. des 8. s. n. Chr. (s. Diez, 
Altrom. Gloss. S. 38) (nfz. caille). Bd. III S. 305 giebt Sch. hierzu 
folgende Note: „In cramaila, quaylas begegnen wir schon der 
französischen Lautbezeichnung. Caille wird geschrieben statt callie, 
als ob i=c wäre, wie in fait. — vermelia Yepes Cron. V, I (892 
n. Chr.) — Seelmann 1. c. S. 327 ist mit seinem Urteil über diese 
Erscheinung etwas zurückhaltender als Schuchardt, er sagt: „ob 
das 1 nach Klapplauten, wie im Italienischen und anderwärts durch 
die Mittelstufe der Mouillierung [lj] zu t im Vulgärlatein 
bereits fortschreiten konnte, ist fraglich. Direkte Zeug 
nisse seitens der alten Grammatiker sind uns dafür nicht bekannt. 
Immerhin würde bei der Prüfung der inschriftlichen Formen wie 
fiios C. J. L. VI, 667, fiiis für fileis statt filiis, ib. VI, 5183, 
fiae Muratori 1185, 12; Aoreia Renier I A 3966; Corneius Fabretti 
VIII, 30 etc .... der Übergang von li zu i = reduziertem lj zu 
erwägen sein.“ 3 ) 
Freilich warnt Seelmann davor, inschriftliche Formen ohne 
Vorsicht als Kriterium für den veränderten Laut anzunehmen, 
„u. das, was in andern Sprachen, in andern Dialekten, zu andern 
Perioden möglich ist und thatsächlich war, nicht deshalb auf 
Grund einiger inschriftlicher Schreibungen oder gar nur Lesarten 
auch für das eigentliche Latein zu behaupten. Grade bei L lehrt 
eine genaue Prüfung der Inschrift selber nur oft genug, daß bloße 
Nachlässigkeit des Steinmetzen durch Weglassung des später ein 
zuritzenden untern Querstrichs statt L ein I auftreten ließ.“ 
Daß die Palatalisierung des 1 bereits im Vulgärlatein der 
spätem Zeit in großem Umfange vorhanden war, wird durch das 
übereinstimmende Zeugnis der romanischen Sprachen bewiesen, 
wenn auch im einzelnen bezüglich des Umfanges und des Verlaufs 
der Palatalisierung die einzelnen roman. Spr. weit von einander 
abweichen; z v B. entwickelt sich filia in den einzelnen roman. 
Spr. folgendermaßen (vgl. Körting, Handbuch S. 397): ital. figlia, 
sard. fiza, sicil. figgya, rum. fiie, engad. fil'a, prov. filha, frz. Alle, 
span, hija, portg. filha. — Über Palatalisierung des 1 im Anlaut 
vgl. die verschiedene Entwicklung von clamare in den roman. 
Spr. bei Schuchardt, 1. c. II S. 488. — 
Die Neigung zur Palatalisierung des 1 hat das Französische
	        
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