Full text: Die Entwicklung des französischen Infinitivausganges (Vokal +) palatales l + er

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Nach des älteren Plinius’ Beobachtungen, die durch Priscian 
(1 38) (im 6. Jahrh. n. Chr.) uns überliefert sind, unterschied 
das klassische Latein drei verschiedene Klänge des 1. Vgl. dazu 
Seelmann, Aussprache des Lateins S. 324/25, Corssen, Aussprache, 
Vokalismus und Betonung der Lat. Sprache, Leipzig 1858 I p. 
218, Karsten, De Uitspraak van het Latijn, Amsterdam, (ohne 
Jahreszahl) Sv 122/23, Sommer, Handbuch der lat. Laut- und 
Formenlehre, Heidelberg 1902, S. 180: ,,1 triplicem, ut Plinio vi- 
detur, sonum habet: exilem, quando geminatur secundo loco po- 
sita ut ,,il-le“, „Metel-lus“; plenum, quando finit nomina vel syl- 
labas, et quando aliquam habet ante se in eadem syllaba con- 
sonantem ut „sol“, ,,silua“ ; ,,flavus“, „clarus“ ; medium in aliis, ut 
„lectus.“ — „Im Gegensatz zum Deutschen,“ sagt Seelmann im 
Anschluß an dieses Zitat S. 324/25, „tönt also 1 länger und 
voller, sobald es einem anlautenden Konsonanten folgt oder im 
Auslaut steht. Man spreche also fllavus, soll, ...... mit 
länger angehaltenem plosiv - stimmhaften 1 und kurzem nachfol 
genden explosiven Gleiter 1, bezw. kurzem implosiven Gleiter 1 und 
längerem plosiv-stimmhaften 1.“ 
Dieselben Beobachtungen wie Plinius hat Consentius gemacht 
(vgl. Keil V, 394, 22 ff u. dazu ferner Seelmann S. 326): ,,L 
klingt voller im Silbenauslaut vor b, c, f, g, m, p, dünner im 
Wortanlaut oder als zweiter Teil einer Geminata.“ Consentius 
(ca. 450 n. Chr.) stimmt also gleichfalls mit der von Plinius 
aufgestellten Ansicht überein. „Romana lingua emendationem 
habet in hac quoque distinctione. Nam alicubi pinguius, alicubi 
debet exilius proferri, pinguius, cum vel b sequitur ut in „albo“, 
vel c ut in „pulchro“, vel f ut in „adelfis“, vel g ut in „alga“, 
vel m ut in „pulmone“, vel p ut in „scalpro“; exilius autem 
proferenda est, ubicumque ab ea verbum incipit, ut in „lepore“; 
„lana“, „lupo“, vel ubi in eodem verbo et prior syllaba in hac 
finitur, et sefjuens ab ea incipit, ut ,,il-le“ et „Al-lia.“ “ 
Nach Seelmann 1. c. S. 325 beziehen sich die Beobach 
tungen des Plinius bezüglich der Konsonanten auf das klassische 
Latein. Die Vulgärsprache verstieß gegen diese Regeln, „indem 
bald die Plosiva ungehörig verkürzt, bald über die Gebühr ver 
längert ward.“ Nach Matzke, dialektische Eigentümlichkeiten in 
der Entwicklung des mouillierten 1, S. 55, beziehen sich die Regeln
	        
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