Full text: Die Urteile Boileaus über die Dichter seiner Zeit

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der Franken, nur von seiner Liebe zur »divine Rosemonde,« 
die er noch dazu niemals gesehen hat, sondern nur aus der 
Beschreibung kennt. B. läßt diesen Helden an Pluto vorüber 
schreiten und zwischen Pluto und Diogenes folgendes Ge 
spräch entwickeln. (Les Heros de Romans.) 
»Pluton. — II semble que celui-ci soit devenu amoureux 
avant que de voir sa maitresse. 
Diogene. — Assuröment il ne l’avait point vue. 
Pluton. — Quoi! il est devenu amoureux d’elle sur son 
portrait? 
Diogene. — Il n’avait pas meine vu son portrait. 
Pluton. — Si ce n’est lä une vraie folie, je ne sais 
pas ce qui peut l’ötre. Mais, dites-moi, vous, amoureux Phara- 
rnond, n’etes vous pas content d’avoir fonde le plus florissant 
royaume de l’Europe, et de pouvoir compter au rang de vos 
successeurs le roi qui y regne aujourd’hui? Pourquoi vous 
etes-vous alle mal ä propos embarrasser l’esprit de la prin- 
cesse Rosemonde?« 
Einen alten fränkischen Helden, der für die Illusion des 
Lesers als sagenumwoben gelten soll, als schmachtenden 
Schäfer darzustellen, war ein Hohn auf alle geschichtliche 
Auffassung. Ebenso war die mit dem ewigen Schmachten ver 
bundene Galanterie eine Charaktereigenschaft, die solchen 
»Helden« gleichfalls gut paßte, aber nicht den geschichtlichen 
Trägern ihrer Namen. Die maßlose süßliche Galanterie in 
diesen Romanen ist eine beliebte Zielscheibe des Spottes B.’s. 
Romaneske 22 ) Galanterie war für ihn gleichbedeutend mit ab 
geschmackter Galanterie. 
§ 31. Was B. in Bezug auf La Calprenede rügte, gilt 
in gleicher Weise auch für Mlle de Scudery. 28 ) Da aber diese 
in ihren Leistungen in mehrfacher Hinsicht unter La Calpre 
nede 21 ) stand, so ist es begreillich, daß B. sich weit heftiger 
über die .überfleißige Romanschriftstellerin ausgelassen hat 
als über den verhältnismäßig erträglichen La Calprenede. — 
Mlle de Scudery ist nach B diejenige, deren Werke im 
höchsten Maße die Fehler des heroisch-galanten Romans auf 
weisen und doch, worin eben die große von B. erkannte Ge 
fahr für den guten Geschmack und die Entwicklung der Littera- 
tur lag, am meisten Bewunderer fand. »Mais ceux qui s’atti-
	        
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