Full text: Experimentelle Beiträge zur Lehre von der Ökonomie und Technik des Lernens

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ausnahmslos ein starkes Fallen vom ersten zum zweiten Tage, wie es 
ja mit allen bisher gemachten Beobachtungen ühereinstimmt. Von ins 
gesamt 398 Vokabeln, die am ersten Tage gleich nach dem Lernen 
reproduciert werden konnten, waren am zweiten Tage nur noch 160 im 
Gedächtnis geblieben. An den folgenden Tagen aber zeigen sich nur 
noch geringe Schwankungen, nur einmal ein stärkeres Fallen (von 5 zu 0), 
öfters ein Gleichbleiben und durchschnittlich jedes dritte Mal ein leichtes 
Steigen. Die GesamtzifFer der Treffer beträgt 
am ersten Tage = 398 
„ zweiten „ =160 
„ dritten „ =152 
„ vierten „ = 152 
Wenn man bedenkt, daß die Vpp. an den späteren Tagen vermittels 
der deutschen Bedeutung, die ihnen vorlag, alle Vokabeln ins Gedächtnis 
zurückzurufen aufgefordert waren und die wirklich behaltenen auf 
frischten und durch schriftliche Fixierung festigten, so ist es nicht ver 
wunderlich, wenn vom zweiten zum dritten und vom dritten zum vierten 
Tage nur noch wenig von dem Behaltenen verloren ging. Bei dem 
begabtesten Schüler konnte man geradezu beobachten, daß, wenn er 
eine Vokabel bis zum zweiten Tage behalten und sie durch erneutes 
Aufschreiben gefestigt hatte, er sie nur selten wieder vergaß. Ich 
habe anfangs verschiedentlich das Behaltene auch am fünften Tage 
niederschreiben lassen, bald aber davon Abstand genommen, da sich 
kaum je ein Unterschied gegen den vierten Tag zeigte. Auch ein 
gelegentlicher Zuwachs an Treffern ist nicht verwunderlich. Die Repro 
duktionstendenzen können zeitweilig zurückgedrängt sein und doch zu 
einer späteren Zeit, vielleicht unter Assistenz einer Association, sich 
geltend machen. Doch scheint mir diese Annahme nicht hinzureichen, 
um ein so häufiges Auftreten der steigenden Tendenz verständlich zu 
machen. Denn zehnmal unter dreißigmal zeigt sie sich bei unseren 
Versuchen, so daß sie auch im Gesamtresultat zum Ausdruck kommt. 
E hat am dritten Tage 35, am vierten 36 Treffer, M am zweiten 46, 
am dritten 50 und am vierten Tage 52 Treffer aufzuweisen. Ein 
weiterer Grund hierfür liegt vielleicht in der veränderten psychischen 
Situation. Am ersten Tage wird die Reproduktion des Erlernten nach 
längerer Vorbereitung verlangt; am zweiten Tage dagegen tritt diese 
Forderung plötzlich und unvermittelt an die Vp. heran. Man darf da 
vielleicht von einem Überraschungsmoment reden, das einen ungünstigen 
Einfluß ausübt. An den folgenden Tagen tritt die Überraschung zurück, 
und die Vorbei’eitung ist eine bessere, da die Versuchspersonen mehr
	        
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