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§ 5.
Fehlerquellen.
Abgesehen von der Unmöglichkeit der Gleichheit des Materials, der
Stimmung und der geistigen Frische, des Interesses an dem Gegenstände,
der Aufmerksamkeit und dergl. war eine neue Fehlerquelle die anfangs
ungenügende Kenntnis der französischen Aussprache, die gelegentlich
eine Störung des Chorsprechens herbeiführte oder gar ein verbesserndes
Eingreifen des Lehrers nötig machte. Da ich aber, wie oben erwähnt,
die Vokabeln erst dreimal vorlas, so trat dieser Fall nicht häufig und
mit der wachsenden Übung immer seltener ein. Wo aber hierdurch der
ruhige Fluß gestört wurde oder Zeit verloren ging, mußten natürlich
die Versuche annulliert werden. Eine weitere Fehlerquelle konnte das
Chorsprechen bilden, bei dem ja nicht alle Schüler in gleicher Weise
sich anstrengen. In jeder Klasse versucht ein Schüler (oder auch
mehrere) sich zum Stimmführer aufzuwerfen und die anderen zu über
schreien. Von seiner Laune ist dann meist der Takt des Lernens ab
hängig, indem er bald hemmt, bald treibt. Doch auch andere als der
Stimmführer können bisweilen das Tempo beeinflussen. Wir werden bei
Besprechung der Lernzeit hierauf zurückkommen. Da jedoch alle meine
Schüler früher die Volksschule besucht hatten, so waren sie im Chor
sprechen recht gut geübt. — Die Möglichkeit des Abschreibens war bei
Überwachung der kleinen Anzahl so gut wie völlig ausgeschlossen. —
Eine wichtigere Fehlerquelle konnte aus der Gleichgiltigkeit der Vp.
entspringen. Niemand wird erwarten, daß die Schüler mit Interesse an
diese Aufgaben herantreten. Außerdem wußten sie bald, daß die bei
den Versuchen erlernten Vokabeln nicht wiederholt wurden, — (NB.
weil sie meist über das Pensum hinausgingen) — und daß es keine Strafe
gab, wenn sie einmal weniger gemerkt hatten. Nur der zweite Schüler
setzte bis zuletzt seinen Ehrgeiz darein, am meisten behalten zu haben;
die anderen verhielten sich mehr oder weniger gleichgiltig. Strafen und
Ermahnungen mußte ich aber vermeiden, da sie leicht das Resultat an
dem betreffenden oder folgenden Tag zugunsten der jeweils angewandten
Methode verschiebe^ konnten. Nur gleichbleibende Strenge konnte hier
nützen. Soweit aber der Fehler bestehen blieb, darf doch wohl ange
nommen werden, daß er sich bei einer genügenden Anzahl von Versuchen
bei jedem Verfahren in gleicher Weise geltend macht. — Wir bemerkten
oben, daß alle Vokabeln von den Versuchen ausgeschlossen wurden, bei
denen eine Assoziation nahe liegen konnte. Daß man dabei oft fehl
greift, bedarf kaum der Worte. Die Fähigkeit des Assoziierens ist in
dividuell so verschieden, daß der Versuchleiter oft nicht an die Mög-