Full text: Thomas Shadwell's Komödie "The Sullen Lovers" in ihrem Verhältnis zu Molière's Komödien "Le Misanthrope" und "Les Fâcheux"

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wie Stanford. Hier vermissen wir den sonst so genau durch 
geführten Parallelismus. Doch woher sollte der Dichter die 
weiblichen Figuren nehmen? In der Vorlage fand er nur eine 
passende, die spröde Kokette Arsinoe. Das Bild, das Celimene 
von ihr in kurzen Zügen entwirft, ist in Shadwell’s Lady Vaine 
nur näher ausgeführt. Hier zeigt der Dichter offenbar einen 
Mangel an Erfindungsgabe, wenn wir das Fehlen weiterer Typen 
nicht seiner Bequemlichkeit zuschreiben wollen. 
Um also das Missverhältnis nicht allzu fühlbar werden zu 
lassen, beschränkte der Dichter die Zahl der Moliere’schen männ 
lichen „Fächeux“ auf fünf und vereinigte in diesen fünf Figuren 
die Eigenschaften sämtlicher Typen der Vorlage. Den Mangel an 
weiblichen Lästigen sucht er dadurch noch weniger bemerkbar zu 
machen, dass auch den männlichen die Aufgabe zufällt, Emilia zu 
quälen. Allerdings bliebe dann noch die Frage offen: Wie sind 
diese Leute mit einer Dame bekannt geworden, die sich gänzlich 
vom gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hat? Deshalb wird 
Lady Vaine als die Geliebte Sir Positive’s dargestellt. Durch sie 
wird dann dieser mit den übrigen Lästigen in die Gesellschaft 
Emiliens gebracht. 
Die aus dem Mangel an Charakterfiguren folgende Eintönigkeit 
der Handlung sucht der Dichter durch die weitere Ausführung 
der Nebenhandlung abzuschwächen. Jedenfalls mag es für den 
Zuschauer eine gewisse Erholung gewesen sein, wenn er für 
Augenblicke in Lovel und Carolina wieder einmal wirkliche 
Menschen vor sich hatte. 
In der Einleitung zu den „Süllen Lovers“ sagt Shadwell: 
„I have in this Play, as near as I could, observed the three 
unities of time, place, and action; the time of the drama does 
not exceed six hours, the place is in a narrow compass, and the 
main action of the Play, upon which all the rest depend, is the 
sullen love betwixt Stanford and Emilia, which kind of love is only 
proper to their characters“. Man sieht, dass er auch in diesen 
Stücken von den Franzosen gelernt hat. Allerdings macht auch 
er sich die von ihnen allmählich zugestandenen Freiheiten in der 
Behandlung dieser Regeln zu nutze. Dennoch dürfte die Einheit 
der Haupthandlung durch die Einführung der Nebenhandlung 
kaum im Sinne der Franzosen gewahrt sein. Man sieht doch
	        
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