I
IV. Komposition.
Wie schon im zweiten Teil meiner Arbeit ausgeführt ist,
beabsichtigte Shadwell, einen Menschenhasser darzustellen, der
im Gegensatz zum Moliere’schen „Misanthrope“ sich in die Fesseln
der Liebe schlagen lässt. Für die Darstellung dieser Idee nahm
er sich den Stoff aus den beiden Moliere’schen Stücken „Le
Misanthrope“ und „Les Fächeux“. Aus jenem entlehnte er, direkt
oder indirekt, die Hauptcharaktere und die Fabel, während dieses
ihm die nötigen Figuren der Lästigen in hinreichender Menge
zur Verfügung stellte. So waren dem Dichter durch diese beiden
Vorlagen gleichsam die Bausteine und der Hauptplan für das zu
errichtende Gebäude gegeben. Ihm blieb allein übrig, die passende
Zusammenfügung des Gegebenen zu finden, auf dass das Ganze
eine wirkliche Form annehme. Darin besteht das Verdienst
Shadwell’s an seinem Werk, aber auch ausschliesslich darin!
Wie ist er nun dabei verfahren? Er hatte zuerst die beiden
Hauptfiguren, Stanford und Emilia. Bei ihrem natürlichen
Misstrauen gegen alle Menschen würden diese beiden sich für
alle Zukunft unbekannt geblieben sein. Jede neue Bekanntschaft
ist für sie gleichbedeutend mit neuer Qual. Der Dichter bedurfte
also notwendig eines dritten, durch den die beiden in Verbindung
gebracht würden, gleichsam des bewegenden Moments, durch das
erst überhaupt eine Handlung möglich wurde. Zu dem Ende
fügt er die beiden Personen Lovel und Carolina in die Haupt
handlung ein. Lovel ist der einzige Freund Stanford’s und
Carolina die Schwester Emiliens. Beide — Lovel und Carolina
— werden uns sofort als Liebende vorgestellt. Damit war das
Bindeglied zwischen den beiden Familien gegeben. Diese beiden
Personen machen es sich jetzt zur Aufgabe, die verwandten Seelen,
Stanford und Emilia, einander zu nähern. Doch wäre immer